Freitag, 22. Dezember 2017

Terror-Kontakte, Kinderpornos: Warnung vor Betrüger-Briefen

Dreist und mies ist die neue Masche von Betrügern, vor der das Bundeskriminalamt (BKA) warnt. Die Gauner verschicken bundesweit Briefe, die angeblich vom obersten Gerichtshof in Istanbul (Türkei) stammen und auf den ersten Blick seriös wirken (mit Stempel, Unterschrift). Im Schreiben werden die Adressaten beschuldigt, Kontakte zu Terrororganisationen zu haben, Kinderpornos übers Internet zu verbreiten und Geldwäsche über die Firma "Soraplex" zu betreiben. Deshalb sei gegen sie Haftbefehl erwirkt worden, der gegen Zahlung von 12500 Euro international nicht in Kraft gesetzt werden würde. Zudem gibt es eine Vorladung zur Verhandlung in Istanbul. Keine schönen Aussichten. Nach der Inhaftierung mehrere Deutscher in der Türkei gilt das Verhältnis beider Länder als angespannt. Als Ansprechpartner für das Verfahren ist der Berliner "Oberkommissar" J. Krieger mit der Telefonnummer 030-88949419 vermerkt.

Alles Lug und Trug! Wer anruft, landet laut BKA in einem ausländischen Call-Center. Von dort aus werden die Opfer überredet, das Geld via "Western Union" zu überweisen. Die Nummer ist bereits in mehreren Fällen aufgetaucht. Mal meldet sich Frau Dr. Schwarz von der Berliner Staatsanwaltschaft, mal BKA-Einsatzleiter Jäger, mal eine Lotto-Tippgemeinschaft. Zumindest einer der Täter hat einen starken schweizer Dialekt.

Vorsicht, Finger weg!


Mittwoch, 6. Dezember 2017

Wie ein Gourmet-Restaurant in Köpenick scheitert

Die Fenster sind ungeputzt, und wer vom Vorgarten aus durchs Glas ins Innere schaut, sieht einen verdreckten Schankraum, wahllos übereinander gestellte Stühle, mehrere Farbeimer. Überall Handwerkerabfall, daneben eine umgekippte Leiter und ansonsten Leere. Kein Licht brennt, alles wirkt verlassen. Am denkmalgeschützten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in Friedrichshagen hatten sich bereits Graffiti-Schmierer zu schaffen gemacht. Restaurant und Genusshandel “Die Spindel” hieß der Laden einst. Damals, zu seinen Blütezeiten. Heute verweilen die Leute beim Bummel über die Bölschestraße ratlos vor den runtergerockten Mauern und fragen sich: “Wieso zieht keiner rein?”  Dachziegel scheinen locker, es bröckelt. Immerhin ist die Fassade gerade gestrichen und am Fußboden was genacht worden. “Spindel”-Chef Hendrik Canis und Ehefrau Janet verabschiedeten sich vor zweieinhalb Jahren: “Schön war’s. Lebenspläne ändern sich. Jetzt brechen wir gemeinsam auf zu neuen Ufern.” Der Zettel ist längst abgehängt. Um den Zustand des einstöckigen Hauses steht es seitdem wie mit  der Jahreszeit. Langsam wird’s Winter.


Plopp, plopp, plopp! Als noch Frühjahr war, knallten in der Spindel die Korken fast täglich als wäre Silvester. Handgerüttelter Winzersekt und der beste Sauvignon Blanc aus der Pfalz, Grüner Veltliner vom Edel-Winzer aus Österreich, prämierte Rotwein-Tropfen aus Baden und von der Nahe, Gläser mit gut gekühltem Rothaus-Pils vom Fass waren ebenso im Angebot wie der hauseigene auf Schwarzwald-Gin basierende “Spindel Spritz”. Ab fünf Euro ging’s beim Weißwein los. Da hält man doch gern die Nase rein. Preislich nicht ganz billig, aber fair kalkuliert und auf allerhöchsten Niveau. Wenn die alten Gemäuer wispern könnten, sie würden so manche Geschichte erzählen.


Im Jahr 1993 gibt’s in einer Stampe in Tempelhof folgenden Dialog. Taxi-Thommy fragt Köpenick-Kutte: “Du hast doch früher in Friedrichshagen gewohnt. Dieses Wochenende mache ich dort mit meiner Freundin einen Ausflug hin. Haste ‘nen Tipp, wo wir was Essen sollten?” Köpenick-Kutte antwortet: “Geht bloß nicht in die Spindel! Die sind da so vornehm, da geben sich die Kellner gegenseitig Trinkgeld.” Gehobene Gastronomie hatte es schon zu DDR-Zeiten gegeben. Gekocht wurde chinesisch, eine fast einmalige Gastro-Sensation. Ein Interflug-Kapitän brachte die Zutaten mit. Wer einen Tisch wollte, wartete bis zu neun Monate. Früher war eine Kneipe und eine Zoohandlung drin. Später kam die Bedienung mit weißem Hemd und Weste, servierte im plüschigen Mobiliar viel Fisch, aber auch Jägerschnitzel, Würzfleisch, Soljanka oder immer irgendwas mit Letscho.


Mit dem neuen Inhaber wurde ab 2008 alles anders. Canis kam nach weiteren Stationen ursprünglich aus dem Sternerestaurant “Vau” vom Gendarmenmarkt (Mitte), wo er als Wein-Experte (Sommelier) die Gäste umschwirrte und zahlreiche Branchenpreise abräumte. “Vau”-Chef Kolja Kleeberg hatte ihn ungern ziehen lassen: “Hendrik ist einer der besten Gastgeber Berlins.” Mit an den Müggelsee brachte Canis Küchenchef Jörg Eichhofer. Der brutzelte zuvor österreichisch im Kreuzberger “Jolesch”, das berühmt ist für seine Wiener Schnitzel. Canis und Eichhofer entrümpelten das Lokal und machten aus ihm einen gemütlichen Gasthof mit französischem Charme. Mit Tischen aus Holz, Kunst an den Wänden, weißen Tischdecken, hellen Farben Kaminfeuer, frischen Blumen, Stammtisch und einer Kreidetafel. Darauf präsentierten sich die häufig wechselnde Menüküche (drei Gänge, 33 Euro, vier Gänge 44 Euro) und weitere Leckereien. Eichhofer setzte auf bodenständige Landkost, die er kreativ interpretierte. Frische Kräuter vom Feld, Fisch, Wild. Auf der Karte las sich dann das so: Gratinierte Feige mit Ziegenkäse und Orangenchutney. Oktopuscarpaccio mit grünem Spargel, Ingwer und Chorizo. Offene Lasagne mit Ochsenschwanz und Parmesan. Lamm mit Artischocke und zum Abschluß Honigeis und Schokosoufflee. Das Feinschmecker-Magazin “Gault & Millau” goutierte das Angebot mit stattlichen 15 Mützen.

Den Hut auf in Friedrichshagen haben allerdings die Friedrichshagener und schnell stellte sich raus, dass die Bewohner des Berliner Randstadtteils nur wenig mit dem Spindel-Modell aus der hippen City anfangen konnten. Es war schlicht ein Missverständnis. Nicht selten bildeten sich vorm Laden kleine Rentner-Gruppen, die sich laut beklagten, wie “schlecht und teuer” die “Spindel” geworden sei. Manchmal kam es zu ganz absurden Szenen. Etwa, als ein älterer Herr im Ton eines Armee-Generals Küchenchef Eichhofer zum Rapport an den Tisch bestellte und über dessen Bouillabaisse wütete: “Diese Fischsuppe ist ja zum Kotzen.” Gäste aus der als vermögend geltenden Nachbargemeinde Schöneiche und die meisten im Südosten Berlins angesiedelten Stars und Sternchen ließen sich ebenfalls kaum blicken. Stattdessen machten sich Gourmets aus ganz Deutschland auf den Weg, nicht selten sogar internationale Gäste. Einmal reservierte die Familie eines Scheichs die gesamte “Spindel” für einen Abend. Canis erinnert sich: “Wir hatten auf Bestellung Austern geordert, alles war vorbereitet. Dann kam die Limousine mit dem Scheich, die kurz anhielt und schließlich  weiterfuhr, ohne dass jemand ausstieg. Die Spindel blieb den ganzen Abend leer. Bezahlt haben die trotzdem.”

So sehr sich die “Spindel”-Crew auch mühte, das Stammpublikum aus der Nachbarschaft blieb aus und der Rotstift zog sich immer deutlicher durch die Bilanzen. Die intern diskutierte Konzept-Änderung hin zu günstigeren Angeboten mit Qualitätseinbußen war mit Canis nicht zu machen. Am Ende kam’s wie es kommen musste: Flasche leer!

Im Jahr 2015 ging die “Spindel” an Butter-Lindner. Canis: “Wir haben einen ziemlich ordentlichen Verkaufspreis erzielt.” Der Verkehrswert der Immobilie lag bei 580 000 Euro und durch Friedrichshagen waberten Gerüchte über die Nachnutzung. Erst hieß es, Butter-Lindner würde mit seiner Feinkost einziehen, danach war eine Kochschule im Gespräch. Interesse zeigten auch zwei Gastronomen, die ein Lokal im Stil eines guten Bistros aufziehen wollten. Doch ein erheblicher Wasserschaden im ersten Stock durchkreuzte die Pläne. Diesen Frühjahr und Sommer kamen Handwerker, renovierten und gaben als Neuigkeit raus: “Hier kommt wieder ein Restaurant rein.” Canis glaubt, dass bei den Arbeiten eher nur “das gemacht wurde, was getan werden musste”. Butter-Lindner würde wohl eher die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt abwarten, bevor etwas passiert.
  

Anfrage an die Robert Lindner GmbH. Schon vor Wochen. Erbitte Informationen über die Zukunft der Immobilie und darüber, welche Probleme möglicherweise im Weg stünden. Die Robert Lindner GmbH antwortet mit dem Verweis, dass nicht sie, sondern die Lindner Wohnbauten GmbH Eigentümerin des Hauses sei und dort alle Fragen beantwortet würden. Bis heute gibt’s keine Stellungnahme. Keine Antwort ist auch ‘ne Antwort.

Donnerstag, 30. November 2017

Schach-WM 2018 in London

Endlich kehrt Schach zurück auf die großen Bühnen der Welt! Nach New York im Jahr 2016 findet die Weltmeisterschaft 2018 ab 9. November in London statt. Das ist am Mittwochabend bei einer Privat-Party in der britischen Hauptstadt bekannt gegeben worden, bei der Champion Magnus Carlsen (aus Norwegen) als Ehrengast teilnahm. Sein Herausforderer wird im März 2018 beim Kandidatenturnier in Berlin ermittelt. Der Preisfond in London beträgt eine Million Euro.

Zuletzt hatte es mehrfach Ärger gegeben zwischen dem Weltschachverband FIDE und der Firma Agon, die die Vermarktungsrechte an der WM hält, aber mit Zahlungen im Rückstand war. Die Probleme scheinen inzwischen ausgeräumt. Agon hatte den Verzug damit begründet, dass es "schwierig ist, Sponsoren im Westen zu finden", wenn der FIDE-Präsident wegen Sanktionen nicht in die USA einreisen dürfe. Gemeint ist Multi-Millionär Kirsan Ilyumshinov, dem das US-Finanzministerium undurchsichtige Öl-Geschäfte in Syrien vorwirft. Ilyumshinov bestreitet die, war bei der WM-Präsentation in London allerdings nicht dabei.

Als Hauptsponsoren treten in London zwei russische Unternehmen (Software, Düngemittel), ein Mineralwasser-Hersteller aus Norwegen und ein französischer Hersteller von Luxus-Schreibern auf. London ist momentan eine der weltweit wichtigsten Locations fürs Schach. Am Freitag beginnen dort die Chess Classics, ein mit Weltklassespielern gespicktes Turnier. Vor New York waren die Weltmeisterschaften in Sotchi (Russland), Chennai (Indien) und Sofia (Bulgarien) ausgetragen worden.

Montag, 20. November 2017

Geklaute Lennon-Tagebücher: Hehler geschnappt

Wie sehr sich die Verbreitung von News durchs Internet verändert hat, zeigt diese Polizei-Meldung. Es ist die Berliner Krimi-Geschichte des Tages. Beamte des Landeskriminalamtes schnappten einen mutmaßlichen Hehler, der unter anderem Tagebücher aus dem Nachlass von Ex-Beatle John Lennon in seinem Besitz hielt. Festnahme! Blitz-Recherche ergab, dass zumindest nicht öffentlich nach gestohlenem Lennon-Erbe gefahndet wurde. Die Polizei verbreitete die Nachricht zunächst auf Twitter, übersetzte sie sogar ins Englische. Wer, wo, wann - das alles blieb zunächst unklar. Auch eine Stunde nach der Erstmeldung findet sich nichts in den Pressemitteilungen.

Stattdessen meldet sich Staatsanwalt Michael Steltner zu Wort. Ebenfalls bei Twitter. Via Video. Steltner teilt mit, beim Beschuldigten handele es sich um einen 58 Jahre alten Mann. Ein zweiter Beschuldigter lebe in der Türkei und sei damit, so Steltner, "für uns nicht greifbar". Steltner weiter: Lennon-Witwe Yoko Ono seien die Gegenstände im Jahr 2006 in New York gestohlen worden, 2014 seien sie in Berlin wieder aufgetaucht. Steltner liefert zwei Video-Versionen. Eine in Deutsch. Eine in Englisch.

Vielleicht waren es erste Journalisten-Beschwerden über die dünne Fakten-Lage (ebenfalls bei Twitter), die im Laufe des Tages mehr Details durchsickern ließen. Teile des Diebesgutes, so die Staatsanwaltschaft, fanden die Beamten im Kofferraum eines Autos. Gegen 15 Uhr kommt Spiegel Online mit mehr Hintergründen. Neben den Tagebüchern stellten die Ermittler auch Brille, Briefe, Postkarten, Fotos und ein Zigarettenetui Lennons sicher. Der Schatz war dem Online-Auktionshaus Auctionata angeboten worden, das vorab eine hohe Versteigerungsprovision an den Anbieter zahlen wollte, inzwischen aber insolvent ist. Offenbar war dem Aukitonator die bei ihm eingelagerte Ware zu heiß, weil über die Besitzverhältnisse keine Unterlagen vorlagen. Zur Versteigerung kam es nicht mehr. Yoko Ono hatte die Gegenstände einst als "heilig" bezeichnet. Ihr Wert dürfte bei mehreren Millionen Euro liegen.

Heute ist Montag. Erst Dienstag gibt die Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz. Unglaublich.

Nachtrag: Hier der Link zum BZ-Bericht von der Pressekonferenz.

https://www.bz-berlin.de/berlin/polizei-praesentiert-gegenstaende-aus-dem-nachlass-von-john-lennon

Donnerstag, 16. November 2017

Liebe Einbrecher, bitte verpfeift den Mörder!

Erneut bittet auch die Berliner Polizei in einem "Cold Case" um Hilfe bei der Jagd nach einem Mörder. Vor knapp 25 Jahren war Barbesitzerin Karin Rieck (51, Foto) erschossen in ihrem Schlafzimmer im Stadtteil Lichterfelde gefunden worden. Ihr Lebensgefährte Günter S. musste die schreckliche Entdeckung machen, nachdem er kurz zuvor von einer Dienstreise zurückgekehrt war. Ermittler sind sich sicher, dass es sich bei der Tat um geplanten Mord handelt. Die Bar von Karin Rieck in Kudamm-Nähe hatte als Geheimtipp gegolten unter Künstlern, Geschäftsleuten und Politikern. Privat war Karin Rieck stolze Mama einer zum Tatzeitpunkt bereits erwachsenen Tochter.
Foto: Polizei

Bisher sah alles danach aus, dass der Killer einen perfekten Mord begangen hat. Doch jetzt gibt es neue Spuren, die zur verschwundenen Tatwaffe führen. Die ist eine eher selten verwendete Walter P 38, mit der vorm Mord bei zwei Einbrüchen die Schaufensterscheiben eingeschossen worden waren. Die Einbrecher wurden nie geschnappt, aber sie könnten den Mörder kennen! Jetzt hofft die Polizei, dass der von den Geschäftsknackern verpfiffen wird. Ohne Chance auf Aufklärung ist der Fall nicht. Die Brüche sind als Straftaten verjährt.

Alles über den Fall unter folgendem Link:

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2017/11/taeter-opfer-polizei-ungeklaerter-mordfall-barbesitzerin.html

Berlin-Köpenick: VHS-Kurse werden teurer

Obwohl im Doppelhaushalt 2018/2019 dem Berliner Bezirk Treptow-Köpenick deutlich mehr Geld zur Verfügung steht, werden die Preise für Kurse an Volkshochschulen teurer, beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit Stimmen von SPD, Linke und Bündnis90/Grüne. Nötig wird das, weil an die Lehrkräfte höhere Honorare gezahlt werden sollen. Mehr Details über die Politiker-Diskussion, wohin unser Geld verteilt wird, lesen Sie in meinem Bericht im Köpenicker Kult-Magazin Maulbeerblatt.

Hier der Link:

https://maulbeerblatt.com/aktuell/beschlossene-sache/

Montag, 13. November 2017

Aus Kultur-Wut Auto zerkloppt

In Rüdersdorf bei Berlin lagen monatelang die Nerven blank wegen der Kulturförderung. 400000 Euro jährlich schießt die Gemeinde zu, doch die für Aufführungen zuständige Kultur GmbH hat inzwischen so viele Schulden angehäuft, dass sie in die Liquidation geschickt wird. Ärger gab es vor allem wegen der Kündigungen. Betroffen waren Alteingesessene. Die Wut staute sich so sehr auf, dass Rowdys das Auto eines Regisseurs zertrümmerten.

Lesen Sie die ganze Geschichte im Stadtteilmagazin Maulbeerblatt.

Hier der Link:

https://maulbeerblatt.com/aktuell/kleinkrieg-um-kulturfo%CC%88rderung/

Samstag, 11. November 2017

Berlin hat ein Klo-Problem

Im Grunde ohne jede Not bekommt Berlin ein Toiletten-Problem. Schon Ende 2018 könnte die Wall AG ihre 171 City-Toiletten abbauen, nachdem der Senat die Verträge gekündigt hat. Per Ausschreibung sucht die Stadt jetzt neue Betreiber, stellt 130 Millionen Euro für den Bau neuer Klos in Aussicht und will damit das Geschäft wieder selbst in die Hand nehmen. Wie kompliziert die Lage ist, lesen Sie im Stadtteil-Magazin Maulbeerblatt.

Hier der Link:

https://maulbeerblatt.com/alles/der-rot-rot-gruene-senat-stellt-die-city-toiletten-auf-den-pruefstand/

Freitag, 10. November 2017

Western Union stampft Kreditkarte ein

Sie versprüht den Charme von Internationalität und, ganz klar, die wird mir fehlen. Finanzdienstleister Western Union stampft in Deutschland sein Kreditkarten-Programm ein. Seit Anfang Juli war bereits der Verkauf eingestellt, ab Ende des Jahres ist keine Aufladung der Prepaid-Mastercard mehr möglich, ab 31. März 2018 geht mit dem gelben Plastik dann gar nichts mehr.

Einmalig 9,95 Euro hatte die Anschaffung der Karte gekostet, hinzu kamen ein Euro Gebühr pro Monat. Wer Geld auffüllen will, hat zwei Möglichkeiten. Kostenlos per Überweisung oder per Einzahlung gegen 1,95 Euro Gebühr in einer der wenigen Western Union Banken. In Berlin gibt's davon drei. Sie werden meist von Ausländern frequentiert, die bei anderen Banken Probleme haben oder Geld in die Heimat senden. Western Union hat weltweit 445 000 Vertriebsstandorte und ist nahezu in jedem Land vertreten. Kritik hatte es immer wieder gegeben. Wegen der hohen Gebühren für die Auslandsüberweisungen, die in ähnlicher Form allerdings auch bei anderen Banken anfallen.

Gegenüber allen anderen Kreditkarten hat die Western-Union-Karte einen entscheidenden Vorteil, wenn Schwierigkeiten drohen. Sie kann weltweit in Sekundenschnelle mit Bargeld aufgeladen werden. Doch das Geschäft scheint sich nicht zu lohnen. In der Vergangenheit hatten bereits andere Prepaid-Kreditkarten-Anbieter aufgegeben.

Etwas abenteuerlich ist die Arbeitsweise der Bank. Western Union hat seinen deutschen Sitz in Frankfurt am Main, verwaltet werden die Konten in Wien, Mitarbeiter des Call-Centers beantworten aus Vilnius (Litauen) die Kundenanfragen und dürften allesamt Sprachtalente sein. Gequasselt wird dort in Deutsch, Polnisch, Türkisch und Englisch. In Englisch leuchten auch die Anweisungen auf den Supermarkt-Display auf beim Bezahlvorgang.

Wie wenig Erfolg Western Union in Deutschland mit seiner Mastercard hat, zeigt folgendes Detail. Über das Ende der Karte berichtete bisher kein Medium. Die Meldung steht hier exklusiv!

Update: In der Zwischenzeit hat Western Union offenbar die Pläne für eine neue Karte für den deutschsprachigen Markt zu den Akten gelegt. Die Kreditkarten-Homepage findet sich nicht mehr im Netz.


Montag, 23. Oktober 2017

Bermuda-Drama beim Schach

Schachgroßmeister Kevin Spraggett schüttelt sein Jahren über die Medien nur noch den Kopf: "Mit guten Leistungen kommt du heute nicht mehr in die Schlagzeilen, sondern nur noch mit Skandalen." Unrecht hat der Mann nicht, wie ein Vorfall zeigt, der sich während des WM-Qualifikationsturniers in Tiflis (Georgien) ereignete. Dort war einer der Spieler zur Partie in Bermuda-Shorts erschienen und deshalb mit dem Organisator heftig in Streit geraten. Was nach dem beleidigenden Wortgefecht geschah, lesen Sie in meiner Schach-Kolumne im Stadtteilmagazin Maulbeerblatt. Übrigens: In meiner Stammkneipe hat bisher niemand die aktuelle Schachaufgabe gelöst.

Hier der Link:

Sonntag, 22. Oktober 2017

Auch Polizei produziert Fake News

Lebensgefahr für unsere Kollegen! Handknauf unter Strom gesetzt - zum Glück haben wir das vorher geprüft. Diese Sätze twitterte die Pressestelle der Berliner Polizei während eines Einsatzes in Neukölln. Dort war ein Kiez-Laden besetzt, die Beamten gingen bei der Räumung hart gegen die Blockierer vor und stießen im Innenhof schließlich auf eine geschlossene Tür, die angeblich unter Strom stand. Sofort verbreitete sich die Nachricht in den Sozialen Medien, die Empörung war groß. Berlins FDP-Fraktionschef Chef Sebastian Czaja etwa schimpfte über die "menschenverachtenden Chaoten". Ziemlich schnell stellte sich raus, dass die Polizei-Meldung nicht stimmte, doch es dauerte mehr als einen Tag bis sie korrigiert wurde. Bis dahin waren die Besetzer in allen Medien, sogar in gedruckten Zeitungen, als potentielle Mörder abgestempelt. Der rbb hat zum Thema Fake News von der Polizei einen interessanten und alarmierenden Bericht veröffentlicht.

Hier der Link:

https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2017/10/twitter-polizei-friedelstrasse-berlin-fake-news-kontraste.html

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Kettensägen-Massaker nach Anschlag durch Baumkiller

Mehrere Monate hatten Naturfreunde gegen die Pläne des Bezirksamtes Treptow-Köpenick gekämpft, eine mehr als 100 Jahre alte Kastanie zu fällen. Jetzt kam es zum Drama. Die Wurzel des Baumes wurde durch einen noch flüchtigen Baumkiller durchtrennt. Damit war die Standfestigkeit der Kastanie nicht mehr gesichert. Es folgte ein Kettensägen-Massaker im Morgengrauen. Mein Report steht im Stadtteilmagazin Maulbeerblatt.

Hier der Link:

https://maulbeerblatt.com/alles/attentat-in-berlin-friedrichshagen/

Servicewüste Berlin

Es passierte in Tel Aviv beim Bäcker. Die junge Frau zog ihre Kreditkarte aus der Jacke und reichte sie über den Tresen. Zurück kamen die Karte, der Kaufbeleg und eine Tüte mit zwei Brötchen. Das ist ja einfach hier und ziemlich praktisch, dachte ich damals. Israel dient, was neue Technologien angeht, wegen seiner jungen Generation als Testland.

Jahre später ist diese Technik in Berlin noch immer nur selten angekommen. Noch schlimmer: Die Kreditkarte an sich ist in Berlin kaum mehr wert als ein Stück totes Plastik. Bei meinem Karte-statt-Bares-Experiment (twitter.com) stellte sich schnell heraus, dass es ohne Bargeld Probleme gibt. Statt Zigaretten und Zeitung beim Tabakhändler holen zu können, musste ich dafür in die Schlange an der Supermarktkasse. Im Einkausfszentrum Forum Köpenick die nächste Pleite. Keine Nudeln, kein Gulasch, kein Steak, kein Döner. Nur die Schnellrestaurantkette Nordsee akzeptiert Karten. Zurück nach Hause fuhr ich am Ende schwarz mit der Straßenbahn. Der Ticket-Automat nimmt nicht mal Scheine ...

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Das Karte-statt-Bares-Experiment

Tut mir leid, wir nehmen nur Bargeld! Deutschland und insbesondere Berlin gilt im internationalen Vergleich als Provinz, was die Akzeptanz von Kreditkarten angeht. Kopfschüttelnde Touristen, kaum NFC-Technologien an den Kassen und Einzelhändler, die beim Einsatz von Visa, Mastercard oder American Express Extra-Gebühren vom Kunden verlangen. Es ist Zeit für ein Experiment. In den kommenden Tagen bleibt mein Bargeld in der Tasche. Stattdessen schlage ich mich nur mit Karten durch Berlin. Ob ich verhungere oder verdurste oder was sonst dabei rauskommt, lesen Sie auf meinem neuen Acount bei Twitter.com.
Foto: Google/Screenshot/Free

Freitag, 6. Oktober 2017

Chronologie einer gescheiterten Zwangsehe

Dass Nachrichten zuerst gedruckt und erst später ins Netz gestellt werden, ist heute selten geworden. Es kommt aber immer noch vor! Beispiel ist meine Reportage im Stadtteilmagazin Maulbeerblatt über die Bürgerbräu-Brauerei in Berlin-Köpenick. Die war im Jahr 1992 von der Treuhand an eine Brauer-Familie aus Bayern samt Immobilie verkauft worden. Doch die West-Chefs und die Ost-Mitarbeiter fanden nie wirklich zueinander. Nach Schließung der Brauerei vor sieben Jahren sind jetzt auch weite Teile der denkmalgeschützten Gebäude weiterverkauft worden. Das Heft mit der Geschichte war ab 4. Oktober zu haben, erst jetzt gibt's den Text auch online.

Mehr über die Chronologie einer gescheiterten Zwangsehe lesen Sie nach dem Klick auf den Link:

https://maulbeerblatt.com/alles/berliner-buergerbraeu-die-deutsche-einheit-und-die-treuhand/

Sonntag, 1. Oktober 2017

Schach-Dame in der Hand versteckt

In meiner monatlichen Schachkolumne im Berlin-Köpenicker Stadtteilmagazin Maulbeerblatt beschäftige ich mich diesmal mit Großmeister Bator Sambuev (37), der bei der Meisterschaft von Kanada mit einem frechen Trick für dramatische Szenen sorgte. Durch seinen Sieg in der letzten Partie qualifizierte sich Sambuev für den hochdotierten World Cup in Tiflis (Georgien), wo er wie von mir erwartet in der ersten Runde rausflog.


Hier der Link zum Maulbeerblatt:

https://maulbeerblatt.com/alles/schachworldcup-mit-128-spielern-und-einem-mit-listigem-fuchs/

Hier der Link zum Video:

http://www.spraggettonchess.com/controversy-at-canadian-zonal-playoff/

Freitag, 29. September 2017

Cold Case nach 36 Jahren aufgeklärt

Wenn echte Kommissare TV-Krimis gucken, können dabei gute Ideen rauskommen. Seit Ewigkeiten läuft in Privatsendern die US-Serie "Cold Case". In der holen das Ermittler-Team um die bezaubernde Lilly Rush und den resoluten Scotty Valence uralte ungelöste Mordfälle aus dem Archiv, nachdem es neue Hinweise gegeben hat. Kabel1 sendet das fast jeden Mittag. Leute aus dem Landeskriminalamt (LKA) Hamburg schauten offenbar ganz genau in die Röhre und gründeten 2016 nach dem Vorbild aus Philadelphia ihre eigene "Cold Case Unit". Seitdem stöbern fünf Fahnder in alten Akten. LKA-Chef Frank-Martin Heise sagte im Frühjahr 2017 bei der Vorstellung über die neue Truppe: "Bei uns haben Tote eine Lobby."

Das war ein großes Versprechen, aber Heise hält Wort. Donnerstag vermeldete die Hamburger Polizeipressestelle, dass die "Cold Case Unit" bereits ihren zweiten Fall aufgeklärt hat. Dabei geht es um die seit 1981 als vermisst gemeldete Beata S. (36). Die dreifache Mutter aus dem Stadtteil Steilshoop war nach einem handfesten Streit mit ihrem Ehemann nicht in die gemeinsame Wohnung zurückgekehrt, verschwand spurlos und nur spärlich gekleidet.

Den Verdacht, dass die Frau Opfer eines Kapitalverbrechers wurde, gab es schon immer. Jetzt ist es Gewissheit. Durch einen Zeugen-Hinweis im Internet kamen die Ermittler auf die Spur von Klaus-Dieter H. (58). Ein Bekannter von Beata S., der 1986 wegen der Ermordung seiner Freundin und deren beiden Kindern verurteilt wurde. Heute sitzt er in der geschlossenen Psychiatrie und hat den Mord an Beata S. inzwischen gestanden. Die Verwandten des Opfers werden die Tote jedoch nicht beerdigen können. Die Leiche der Frau, so die Ermittler, ließ Klaus-Dieter H. in einer Weise verschwinden, dass sie wahrscheinlich nie mehr gefunden wird.

Wer mehr über den Fall wissen will, klickt auf den Link:

https://fink.hamburg/2017/09/mord-ohne-leiche/


Dienstag, 19. September 2017

Gut gemeint, schlecht gemacht

Wenn der Fortschritt an unzuverlässiger Technik scheitert, dann sind bei allen Beteiligten die Gesichter lang. Typisches Beispiel für ein Problem dieser Art ist die Shell-Tankstelle an der Nalepastraße (Berlin-Schöneweide). Dort hatte der Pächter offenbar schlechte Erfahrungen gemacht mit normalen Kassen, die sich öffnen lassen und in denen das Geld griffbereit sortiert liegt. Nachts ist es in der Umgebung der Tanke ziemlich einsam, dunkel und unheimlich. Fast wie eine Einladung zu Raubüberfällen. Wohl deshalb stattete der Pächter sein Geschäft mit einem Kassensystem aus, bei dem die Mitarbeiter hinterm Tresen beim Bezahlen Scheine und Münzen in Schlitze schieben. Vorm Tresen kommt am Ende des Vorgangs aus der Maschine das Wechselgeld in einer Schale beim Kunden an. So steckt die Kasse in einer Art Tresor, in den außer dem Pächter niemand rann kann.

Mag gut gemeint sein, ist aber schlecht gemacht. Der Tankstellen-Mitarbeiter stöhnt: "Wäre froh, wenn die Kiste wieder weg kommt." Viel zu oft würde die Maschine ihren Dienst versagen, nehme echte Scheine nicht an, was zu Kunden-Frust führe. Über seinen Job hat der Mann sich bereits Gedanken gemacht: "An der Zapfsäule kann man schon mit dem Smartphone bezahlen. Es sieht so aus, dass mich hier bald keiner mehr baucht ..."

Donnerstag, 14. September 2017

Von Lollapalozza-Machern hinters Licht geführt

Am Morgen nach dem Lollapalozza-Wochenende auf der Galopprennbahn hatte es Hoppegartens Bürgermeister Karsten Knobbe (Linke) noch für möglich gehalten, dass das Musik-Festival auch im Jahr 2018 auf Anlage in Brandenburg stattfinden könne. Nur wenige Stunden später platzte die Bombe. Die Lollapalozza-Macher ziehen 2018 zurück nach Berlin - in den Olympiapark. Damit ergeht es Knobbe ähnlich wie ein Jahr zuvor Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD), der sich von den Lollapalooza-Machern "hinters Licht geführt" fühlt. Zwei Tage vor Beginn des Festivals in Hoppegarten veröffentlichte das Stadtteil-Magazin Maulbeerblatt diese Analyse von mir.

https://maulbeerblatt.com/alles/das-lollapalooza-in-hoppegarten/

Freitag, 1. September 2017

Mit Schutzweste am Alex

Wer Stammkunde ist im Kaufhof am Berliner Alexanderplatz findet in der Raucherecke schnell Kontakt zum Sicherheitspersonal. Detektive, die Diebe jagen und sich eine Pause gönnen, paffen in zivil. Wachleute, die die Türen bewachen, stehen da einheitlich in dunklen Anzügen und weißen Hemden. Der neue Mann ist anders. Ein bulliger, junger Typ mit kurzen, schwarzen Haaren und türkischen Wurzeln. Das passt noch ins Profil. Er aber trägt eine Schutzweste.

Es gibt viele Zahlen über den Alexanderplatz, den Politik und Polizei als gefährlichen Ort einstufen. Jeden Wochentag steigen im Bahnhof 250 000 Menschen ein, aus oder um. Zusätzlich 90 000 Besucher flanieren vorbei an Weltzeituhr und den Geschäften.

Täglich 360 000 Menschen. So viel, wie alle Einwohner der Städte Cottbus, Potsdam und Schwerin gemeinsam!

Der neue Sicherheitsmann hat seine eigene Geschichte: "Ich trage die Schutzweste, weil ich zwei Mal mit Messern angegriffen worden bin." Bei einer Attacke verfehlte die Klinge nur knapp seine Niere. "Ich habe das zuerst gar nicht gemerkt. Nach dem Stich wurde es an der Stelle heiß, dann sah ich das Blut." Mit Bewährung sei der Angreifer davon gekommen, habe allerdings 15 000 Euro Schmerzensgeld zahlen müssen. "Dass ich meine Gesundheit riskiere, gehört zum Job. Mit der Weste gehe ich mit einem besseren Gefühl zu Arbeit".

Knapp 500 Körperverletzungen auf dem Alex stehen in der jährlichen Polizeistatistik, etwa 1600 Taschendiebstähle, rund 50 Raubtaten. Nahezu jeden Abend flackert über den Platz das Blaulicht der Polizeiautos und Rettungswagen.

Frage an den Sicherheitsmann: "Bietet die Weste auch Schutz vor Schüssen?" Antwort: "Ja, aber nur bis Kaliber 22."

Die Angst geht also um am Alexanderplatz und wer ihn wegen der erhöhten Kriminalität meidet, sollte besser nicht nach Chicago (USA) reisen. An einem verlängerten Wochenende im Juli gab es dort mehr als 100 Schießereien mit 18 Toten und 86 Verletzten. Gehört da zum Alltag. Wie hier inzwischen eine Schutzweste am Alexanderplatz ...

Montag, 31. Juli 2017

Vorsicht, Zahltag!

Bleiben Sie bloß zu Hause, heute ist der gefährlichste Tag des Monats! Natürlich fürchtet sich die Politik vor solchen Überschriften und die Polizei liefert keine Daten, die sie seriös belegen könnten. Dabei liegt es doch auf der Hand, dass es rund um den Zahltag zum Monatswechsel mehr Motive und Gelegenheiten gibt, Straftaten zu begehen. Zum Beispiel holen alle Bargeld ab bei den Banken. Darunter viele Rentner, die sich nicht mehr richtig wehren können.

Zudem fällt der Alkohol die stärksten Kerle! Natürlich wird nicht nur im Milieu der Zahltag kräftig gefeiert, Hemmungen fallen, das Hirn schaltet sich aus,  alte Schulden werden fällig, die frische Kohle bereits nach wenigen Tagen wieder knapp ...

Das Schlimme sei, sagt ein polizeibekannter Hartz-IV-Empfänger, dass sich viele hinterher nicht erinnern könnten, was sie für einen Mist im Suff gebaut haben, wenn sie in der Polizeizelle wieder zu Verstand kommen. Ende letzten Monats rannte ein pöbelnder und angetrunkener Messermann nachmittags durch die Altstadt in Berlin-Köpenick, bedrohte eine Frau, randalierte. Ein mutiger Passant konnte ihn stoppen, entwaffnen, und fünf, sechs Polizisten schließlich in Handschellen legen. Der Messermann schrie die Beamten an, wirkte wirr: "Ihr seid die Toten, ihr seid Mörder." In den Polizeibericht schaffte es der Vorfall nicht.

Auch sonst gab sich die Berliner Behörde in der Vergangenheit wortkarg, Zum Thema Gewalt rund um den Zahltag: "Daten zu einzelnen Tagen werden statistisch nicht erfasst." Auf Brennpunkt-Tage sollten sich Beamte, die Dienstpläne schreiben oder zur Schicht gehen, eigentlich besser vorbereiten können. Oder es liegen dezentral doch Zahlen vor und werden im Polizeipräsidium nicht gesammelt.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Geheimnisvolle Schlägerbraut

Im Moment haben neue ARD-Krimis gerade Sommerpause, aber sonst gehört es zu einer Art Ritual, was am späten Sonntag Abend online geht, oder montags gedruckt am Kiosk liegt. Redaktionen beantworten Fragen wie "Wer ist die schöne Leiche aus dem Tatort?" oder "Hat es so einen Fall schon in Wirklichkeit gegeben?" Nach der Polizeiruf-Folge "Einer für alle, alle für Rostock" lag diese Geschichte eigentlich auf der Hand: "Wer ist die krasse Schlägerbraut aus dem Polizeiruf?" sollte beantwortet werden, aber die beauftragten Journalisten taten sich deutlich schwer damit.

Lana Cooper spielt die Friseurin Doreen Timmermann, die Jahre zuvor als Punk und weiblicher Fußball-Hooligan an der brutalen Attacke auf einen Polizisten beteiligt war, der seitdem im Koma liegt. Sie ist die Schlägerbraut. In den Knast musste Doreen nicht, weil der Anführer der Hooligan-Gruppe "Red Rostock" bei Polizei und Justiz die Alleinschuld auf sich nahm und die damals schwangere Doreen nicht verpfiff. Jetzt hat der Anführer seine Haft abgesessen und damit gibt's für die gesamte Szene Ärger und Probleme. Denn auch Polizisten verschwiegen die Wahrheit, dass sie ihren Kollegen im Stich gelassen hatten und der sich freiwillig mit den Hooligans prügeln wollte.

Jede Frau sollte ihre Geheimnisse haben, besonders Schauspielerinnen. Lana Cooper aber ist eine wahre Meisterin der Vertraulichkeit. Nichts zu finden über ihr Privatleben, keine Interviews, kein Zitat, keine Fotos mit möglichen Partnern, Kindern, selbst ihr Geburtsdatum ist Top Secret. Geboren 1981 in Hamburg steht in den Profilen (Künstler-Agentur, Wikipedia), 1,68 Meter groß, Interesse an Ausdruckstanz, Tennis und Baseball. Das war's.

Schlecht für die "Schlägerbraut"-Texte, die sich lesen wie eine Auflistung von Coopers Film- und Theater-Arbeiten, sowie die dafür gewonnenen Preise. Gut für Lana Cooper, die offenbar nur Infos über ihren Beruf preisgeben will.

Eine öffentliche Person total unöffentlich. Respekt!

Freitag, 26. Mai 2017

Jetzt ist Trump am Zug

Anfragen, Mails und Briefe dürfte Donald Trump (70) viele erhalten, dieses Schreiben aber sollte es zumindest bis zum engeren Kreis um den US-Präsidenten schaffen. Aufgesetzt hat das Papier Kirsan Ilyumshinov (55), umtriebiger Geschäftsmann mit Sitz in Moskau, Milliardär, und gleichzeitig Präsident des Weltschachverbandes FIDE. Ilyumshinov steht seit November 2015 auf der Sanktionsliste des US-Finanzministeriums, hat Einreiseverbot in den Staaten und darf dort kein Business machen.

Er an Trump: "Ich denke, das ist eine Verletzung meiner Rechte, insbesondere ist es eine Verletzung des in der UN-Charta vorgesehenen Grundrechts auf Freizügigkeit. Einerseits ist es mir egal, ob ich in die USA darf oder nicht, aber auf der anderen Seite sind 188 Länder Mitglieder der FIDE, einschließlich der Vereinigten Staaten. Also ich, als FIDE-Präsident, sollte dort sein." Zudem bittet er Trump, sich "bei mir zu entschuldigen und finanzielle Entschädigung zu zahlen". Ilyumshinov hatte bereits eine Summe ins Spiel gebracht. Die Rede war von 50 Millionen US-Dollar.

Offenbar gilt Trump in der Connection um Russen-Präsident Vladimir Putin (64), zu der der ausgebildete Diplomat Ilyumshinov gehört, als Hoffnungsträger für Probleme dieser Art. Mit der Obama-Regierung erzielten die Russen jedenfalls keine Fortschritte. 

Auf die Liste war Ilyumshinov wegen seiner Anteile an der "Bank Russian Financial Alliance" gesetzt worden. Das Institut soll Öl-Geschäfte von Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad (51) finanziert und abgewickelt haben. Das Öl soll aus Gebieten stammen, die unter Kontrolle von IS-Terroristen stehen. Ilyumshinov bestreitet jedwede Beteiligung, An Öl dürfte er jedoch interessiert sein. Er hält große Anteile an einem Konzern, zu dem eine Tankstellen-Kette in Bulgarien gehört.

Überhaupt ist der FIDE-Präsident eine der schillernsten Figuren beim Schach. Er behauptet, von Aliens entführt und wieder frei gelassen worden zu sein. Viele halten diese Aussage für einen gerissenen PR-Coup, um sich ins Gespräch zu bringen. Fakt ist jedoch, dass Ilyumshinov immer dort auftaucht, wo sich die russische Außenpolitik nicht mehr hinwagen würde. Noch kurz vor dessen Tod im Jahr 2011 besuchte er Libyen-Diktator Muammar al-Gaddafi, spielte im Wüsten-Zelt eine Partie Schach mit ihm. Auch bei Iraks Kriegsverbrecher Saddam Hussein war Ilyumshinov einer der letzten offiziellen Gäste.

Bei der FIDE gibt es viele, die Ilyumshinov am liebsten loswerden würden. Obwohl der enorme Summen in Schach-Projekte gesteckt hat. Zuletzt gab es im FIDE-Präsidium sogar einen Putsch-Versuch. Der scheiterte. 2018 steht Ilyumshinov wahrscheinlich wieder zur Wahl.

Freitag, 19. Mai 2017

Sabotage in der Handy-Abteilung

Das große Elektronik-Kaufhaus am Berliner Alexanderplatz, mitten in der Handy-Abteilung in der ersten Etage. Es ist fast wie ein Ritual. Wenn Blackberry ein neues Smartphone auf den Markt bringt, schauen Fans der Tastentelefone vorbei, wollen das Gerät mal in die Hand nehmen, tippen, drüberwischen und abschätzen, ob es als Nachfolger für ihr altes Blackberry infrage kommt.

Am 18. Mai war das erste Ausstellungsstück im Markt da und gegen 18 Uhr bildete sich eine kleine Traube ums neue “KeyOne”, bei dem die Marke Blackberry zwar noch draufsteht, aber nur wenig Blackberry drin ist. Gebaut wird’s in China, das Betriebssystem stammt von Google, lediglich etwas Software tragen die Kanadier noch bei. Einer der Marktmitarbeiter hält das “KeyOne” (Stückpreis 599 Euro) in der Hand, flucht: “Das kann doch nicht wahr sein.” Auch der zweite Marktmitarbeiter gibt nach zwei Minuten Tippen auf. Auch er bringt das Blackberry nicht auf Touren: “Müssen wir leider zurückschicken.”

Der Fehler war bereits vorher gemacht worden. Die Mitarbeiter hatten das Vorführgerät nur aufgeladen und mit einem Kabel physisch vor Diebstahl gesichert. Danach muss es einem Saboteur in die Finger gefallen sein. Der richtete ein den Mitarbeitern unbekanntes Passwort ein, legte als Sprache Arabisch fest und machte sich über alle Berge.


“KeyOne” hat’s ohnehin schon schwer, ein Verkaufsschlager zu werden. Fachleute halten es für zu teuer. Mir ist es zu wuchtig, zu schwer und die Tastatur zu klein. Andererseits: Blackberry-Nutzer sind ganz, ganz treue Seelen ...

Samstag, 6. Mai 2017

Dem Elfmeter droht der Abpfiff

Wenn Ronaldo (Real Madrid) beim Anlauf zögere, schieße er meistens nach rechts. Frank Ribery (Bayern München) dagegen suche sich erst in letzter Sekunde die Ecke aus, damit Torhüter seine Körperbewegung nicht deuten könnten. Ebenso Lionel Messi (FC Barcelona). Es geht um Elfmeter beim Fußball und kaum jemand weiß mehr über sie als Ökonom Ignacio Palacios-Huerta aus London.

Mehr als 12000 Strafstöße bei WM, EM, Top-Ligaspielen und Pokal-Fights aus etlichen Ländern sind in seiner Datenbank verwertet – mit diesem ziemlich überraschenden Ergebnis. Oft entscheidet über Sieg oder Niederlage auch der Münzwurf des Schiedsrichters. Wer beim Elfmeterschießen anfangen dürfe, so Palacios-Huerta, erhöhe seinen Sieg-Chance von 50:50 auf 60:40: „Das beginnende Team ist psychologisch im Vorteil, weil der Schütze des zweiten Teams meistens nur ausgleichen kann.“
Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon (Juventus Turin) hatte 2006 beim WM-Finale gegen Frankreich in Berlin von den Statistiken offenbar keine Ahnung. Er gewann vorm Elfmeter-Krimi das Los, ließ den Franzosen in der Hitze des Moments dennoch den ersten Schuss. Palacios-Huerta hat sich die Szene oft angesehen: „Buffon zögerte, griff sich an den Kopf, wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich sagte er, er beginnt und stellte sich ins Tor.“ Italien siegte dennoch. Fußballclubs und die Nationalteams von England und den Niederlanden haben Palacios-Huerta inzwischen Beraterverträge gegeben.


Offenbar auch die Uefa. Die testet bei der Fußball-Europameisterschaft der Juniorinnen (U 17) den Vorschlag von Palacios-Huerta. “ABBA” heißt die neue Formel, Nach der beginnt Team A mit dem ersten Elfmeter, Team B darf danach zweimal ran, bevor wieder Team A zwei Schützinnen stellt. Gibt es nach fünf Durchgängen kein Siegerinnen-Team, geht der Spaß von vorn los.

“Elfmeter-Revolution” übertitelten mehrere Zeitungen diese Nachricht. Möglicherweise aber ist der Elfmeter in gar nicht so weiter Zukunft längst Vergangenheit. Ihm droht der Abpfiff. Marco van Basten, der bei der Fifa als Technischer Direktor für Erneuerungen zuständig ist, will den Elfmeter laut "Welr" durch eine Art Penalty-Schießen wie im Eishockey ersetzen. Der Schütze stürmt aus 25 Metern auf den Torwart zu und muss in acht Sekunden die Aktion abschließen. Das wäre dann wirklich mal was Neues.

Sonntag, 30. April 2017

Alles Geschmackssache

Frischer Fisch vom Grill, dazu ein knackiger Salat, Baguette-Brot, Mineralwasser und ein Gläschen Sancerre. Mmmhhh ... Um zu diesem Genuss zu kommen, gibt es In Berlin kaum einen besseren Ort als die Feinschmecker-Etage (6. Stock) des KaDeWe, in der sehr sorgsam und nicht voreilig mit Trends umgegangen wird. Deshalb ist es für viele Gäste eine Überraschung, dass am Grill neben der Fischabteilung der Sancerre ausgewechselt worden ist gegen einen Sauvignon Blanc aus der Pfalz. Der stammt vom Weingut Hammel aus Kirchheim an der Weinstraße. Stachelbeeraromen, ein Hauch von Paprika, ein Vergnügen, den im Glas zu haben

Sauvignon Blanc aus Deutschland, deren Traube als eher zickig gilt, braucht sich laut Weinexperten heute nicht mehr zu verstecken vor Tropfen aus Frankreich, Neuseeland oder Südafrika. Im Gegenteil. Vor kurzem waren 25 Nachwuchs-Winzer der "Generation Riesling" mit einer Verkostung in Berlin und vor allem die Pfälzer bieten Super-Qualitäten. Mir gefiel der Sauvignon Blanc vom Weingut Klein aus Hainfeld (Südliche Weinstraße) am besten. 7,90 Euro kostet die Flasche (0,75 Liter) ab Hof und dürfte preislich im gleichen Segment liegen wie der von Hammel. Alles Geschmackssache! Im KaDeWe kostet das Glas (0,2 Liter) 5,40 Euro. Fair, oder?

Sonntag, 16. April 2017

Am Schachbrett oder im Flieger


Schach-Profi Eduardo Iturrizaga (27), dieser Typ ist echt ein Phänomen. Spannung herrscht in der Schachbundesliga nicht nur während der Partien, sondern schon vorher, wenn darüber gerätselt wird, in welchen Aufstellungen die Teams anreisen. Oft helfen da Internet-Klicks auf Turnier-Datenbanken. In denen stehen, wo welcher Spieler gerade am Brett sitzt und wann er von dort zum nächsten Turnier los kann. Deshalb war es durchaus eine Überraschung, dass der Großmeister aus Venezuela Mitte März lächelnd, plaudernd und wie aus dem Ei gepellt  in Berlin zu den Kämpfen gegen die Schachfreunde Berlin und König Tegel im Saal erschien.

Zwei Tage zuvor hatte Iturrizaga noch in Hanoi (Vietnam) gespielt. Nach dem Wochenende in Berlin ging’s direkt ins Golf-Emirat Sharjah, danach in die Nachbar-Metropole Dubai. Mehr als 30 Tage ohne Pause ein Turnier nach dem anderen und zusätzlich etwa 30 000 Kilometer im Flieger. Was das soll? Geld allein dürfte nicht das Motiv sein. In Hanoi gab es für seinen 9. Platz 700 Dollar, in Sharjah (20. Platz) nichts außer freier Logie und etwas Taschengeld. Dafür lief es in Dubai besser, wo Iturrizaga 3500 Dollar (4. Platz) einstrich. Im Januar und Februar dieses Jahres war er auch schon unterwegs, tauchte in Gibraltar (19. Platz), in Moskau (15. Platz, 1200 Euro Preisgeld) und Lissabon (1. Platz, 2000 Euro) auf. Die Flüge bezahlt ihm möglicherweise der venezolanische Schachverband. Aber auch Schachspieler müssen Steuern, Krankenversicherung und Miete zahlen. Iturrizaga hat seine Europa-Bleibe in Madrid.

Mit seiner Elo-Zahl von 2671 liegt Iturrizaga auf Platz 79 der Weltrangliste. Am Ende hatte es bei seinem aktuellen Turnier-Marathon etwa sieben Elo-Punkte verloren. ,“Mein Ziel ist es, Elo 2700 zu schaffen”, sagt er.  Das ist die Schallmauer zur erweiterten Weltspitze. Bevor er die nicht überspringt, dürfte der Junge keine Ruhe geben. Diesmal scheint er sich aber doch etwas übernommen zu haben. Nach Dubai wollte Iturrizaga 48 Stunden später beim Turnier in Zürich mit von der Partie sein. Er stand schon auf der Teilnehmerliste, von der er kurz vor Turnierbeginn gestrichen worden ist.