Freitag, 29. September 2017

Cold Case nach 36 Jahren aufgeklärt

Wenn echte Kommissare TV-Krimis gucken, können dabei gute Ideen rauskommen. Seit Ewigkeiten läuft in Privatsendern die US-Serie "Cold Case". In der holen das Ermittler-Team um die bezaubernde Lilly Rush und den resoluten Scotty Valence uralte ungelöste Mordfälle aus dem Archiv, nachdem es neue Hinweise gegeben hat. Kabel1 sendet das fast jeden Mittag. Leute aus dem Landeskriminalamt (LKA) Hamburg schauten offenbar ganz genau in die Röhre und gründeten 2016 nach dem Vorbild aus Philadelphia ihre eigene "Cold Case Unit". Seitdem stöbern fünf Fahnder in alten Akten. LKA-Chef Frank-Martin Heise sagte im Frühjahr 2017 bei der Vorstellung über die neue Truppe: "Bei uns haben Tote eine Lobby."

Das war ein großes Versprechen, aber Heise hält Wort. Donnerstag vermeldete die Hamburger Polizeipressestelle, dass die "Cold Case Unit" bereits ihren zweiten Fall aufgeklärt hat. Dabei geht es um die seit 1981 als vermisst gemeldete Beata S. (36). Die dreifache Mutter aus dem Stadtteil Steilshoop war nach einem handfesten Streit mit ihrem Ehemann nicht in die gemeinsame Wohnung zurückgekehrt, verschwand spurlos und nur spärlich gekleidet.

Den Verdacht, dass die Frau Opfer eines Kapitalverbrechers wurde, gab es schon immer. Jetzt ist es Gewissheit. Durch einen Zeugen-Hinweis im Internet kamen die Ermittler auf die Spur von Klaus-Dieter H. (58). Ein Bekannter von Beata S., der 1986 wegen der Ermordung seiner Freundin und deren beiden Kindern verurteilt wurde. Heute sitzt er in der geschlossenen Psychiatrie und hat den Mord an Beata S. inzwischen gestanden. Die Verwandten des Opfers werden die Tote jedoch nicht beerdigen können. Die Leiche der Frau, so die Ermittler, ließ Klaus-Dieter H. in einer Weise verschwinden, dass sie wahrscheinlich nie mehr gefunden wird.

Wer mehr über den Fall wissen will, klickt auf den Link:

https://fink.hamburg/2017/09/mord-ohne-leiche/


Dienstag, 19. September 2017

Gut gemeint, schlecht gemacht

Wenn der Fortschritt an unzuverlässiger Technik scheitert, dann sind bei allen Beteiligten die Gesichter lang. Typisches Beispiel für ein Problem dieser Art ist die Shell-Tankstelle an der Nalepastraße (Berlin-Schöneweide). Dort hatte der Pächter offenbar schlechte Erfahrungen gemacht mit normalen Kassen, die sich öffnen lassen und in denen das Geld griffbereit sortiert liegt. Nachts ist es in der Umgebung der Tanke ziemlich einsam, dunkel und unheimlich. Fast wie eine Einladung zu Raubüberfällen. Wohl deshalb stattete der Pächter sein Geschäft mit einem Kassensystem aus, bei dem die Mitarbeiter hinterm Tresen beim Bezahlen Scheine und Münzen in Schlitze schieben. Vorm Tresen kommt am Ende des Vorgangs aus der Maschine das Wechselgeld in einer Schale beim Kunden an. So steckt die Kasse in einer Art Tresor, in den außer dem Pächter niemand rann kann.

Mag gut gemeint sein, ist aber schlecht gemacht. Der Tankstellen-Mitarbeiter stöhnt: "Wäre froh, wenn die Kiste wieder weg kommt." Viel zu oft würde die Maschine ihren Dienst versagen, nehme echte Scheine nicht an, was zu Kunden-Frust führe. Über seinen Job hat der Mann sich bereits Gedanken gemacht: "An der Zapfsäule kann man schon mit dem Smartphone bezahlen. Es sieht so aus, dass mich hier bald keiner mehr baucht ..."

Donnerstag, 14. September 2017

Von Lollapalozza-Machern hinters Licht geführt

Am Morgen nach dem Lollapalozza-Wochenende auf der Galopprennbahn hatte es Hoppegartens Bürgermeister Karsten Knobbe (Linke) noch für möglich gehalten, dass das Musik-Festival auch im Jahr 2018 auf Anlage in Brandenburg stattfinden könne. Nur wenige Stunden später platzte die Bombe. Die Lollapalozza-Macher ziehen 2018 zurück nach Berlin - in den Olympiapark. Damit ergeht es Knobbe ähnlich wie ein Jahr zuvor Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD), der sich von den Lollapalooza-Machern "hinters Licht geführt" fühlt. Zwei Tage vor Beginn des Festivals in Hoppegarten veröffentlichte das Stadtteil-Magazin Maulbeerblatt diese Analyse von mir.

https://maulbeerblatt.com/alles/das-lollapalooza-in-hoppegarten/

Freitag, 1. September 2017

Mit Schutzweste am Alex

Wer Stammkunde ist im Kaufhof am Berliner Alexanderplatz findet in der Raucherecke schnell Kontakt zum Sicherheitspersonal. Detektive, die Diebe jagen und sich eine Pause gönnen, paffen in zivil. Wachleute, die die Türen bewachen, stehen da einheitlich in dunklen Anzügen und weißen Hemden. Der neue Mann ist anders. Ein bulliger, junger Typ mit kurzen, schwarzen Haaren und türkischen Wurzeln. Das passt noch ins Profil. Er aber trägt eine Schutzweste.

Es gibt viele Zahlen über den Alexanderplatz, den Politik und Polizei als gefährlichen Ort einstufen. Jeden Wochentag steigen im Bahnhof 250 000 Menschen ein, aus oder um. Zusätzlich 90 000 Besucher flanieren vorbei an Weltzeituhr und den Geschäften.

Täglich 360 000 Menschen. So viel, wie alle Einwohner der Städte Cottbus, Potsdam und Schwerin gemeinsam!

Der neue Sicherheitsmann hat seine eigene Geschichte: "Ich trage die Schutzweste, weil ich zwei Mal mit Messern angegriffen worden bin." Bei einer Attacke verfehlte die Klinge nur knapp seine Niere. "Ich habe das zuerst gar nicht gemerkt. Nach dem Stich wurde es an der Stelle heiß, dann sah ich das Blut." Mit Bewährung sei der Angreifer davon gekommen, habe allerdings 15 000 Euro Schmerzensgeld zahlen müssen. "Dass ich meine Gesundheit riskiere, gehört zum Job. Mit der Weste gehe ich mit einem besseren Gefühl zu Arbeit".

Knapp 500 Körperverletzungen auf dem Alex stehen in der jährlichen Polizeistatistik, etwa 1600 Taschendiebstähle, rund 50 Raubtaten. Nahezu jeden Abend flackert über den Platz das Blaulicht der Polizeiautos und Rettungswagen.

Frage an den Sicherheitsmann: "Bietet die Weste auch Schutz vor Schüssen?" Antwort: "Ja, aber nur bis Kaliber 22."

Die Angst geht also um am Alexanderplatz und wer ihn wegen der erhöhten Kriminalität meidet, sollte besser nicht nach Chicago (USA) reisen. An einem verlängerten Wochenende im Juli gab es dort mehr als 100 Schießereien mit 18 Toten und 86 Verletzten. Gehört da zum Alltag. Wie hier inzwischen eine Schutzweste am Alexanderplatz ...