Sonntag, 30. April 2017

Alles Geschmackssache

Frischer Fisch vom Grill, dazu ein knackiger Salat, Baguette-Brot, Mineralwasser und ein Gläschen Sancerre. Mmmhhh ... Um zu diesem Genuss zu kommen, gibt es In Berlin kaum einen besseren Ort als die Feinschmecker-Etage (6. Stock) des KaDeWe, in der sehr sorgsam und nicht voreilig mit Trends umgegangen wird. Deshalb ist es für viele Gäste eine Überraschung, dass am Grill neben der Fischabteilung der Sancerre ausgewechselt worden ist gegen einen Sauvignon Blanc aus der Pfalz. Der stammt vom Weingut Hammel aus Kirchheim an der Weinstraße. Stachelbeeraromen, ein Hauch von Paprika, ein Vergnügen, den im Glas zu haben

Sauvignon Blanc aus Deutschland, deren Traube als eher zickig gilt, braucht sich laut Weinexperten heute nicht mehr zu verstecken vor Tropfen aus Frankreich, Neuseeland oder Südafrika. Im Gegenteil. Vor kurzem waren 25 Nachwuchs-Winzer der "Generation Riesling" mit einer Verkostung in Berlin und vor allem die Pfälzer bieten Super-Qualitäten. Mir gefiel der Sauvignon Blanc vom Weingut Klein aus Hainfeld (Südliche Weinstraße) am besten. 7,90 Euro kostet die Flasche (0,75 Liter) ab Hof und dürfte preislich im gleichen Segment liegen wie der von Hammel. Alles Geschmackssache! Im KaDeWe kostet das Glas (0,2 Liter) 5,40 Euro. Fair, oder?

Sonntag, 16. April 2017

Am Schachbrett oder im Flieger


Schach-Profi Eduardo Iturrizaga (27), dieser Typ ist echt ein Phänomen. Spannung herrscht in der Schachbundesliga nicht nur während der Partien, sondern schon vorher, wenn darüber gerätselt wird, in welchen Aufstellungen die Teams anreisen. Oft helfen da Internet-Klicks auf Turnier-Datenbanken. In denen stehen, wo welcher Spieler gerade am Brett sitzt und wann er von dort zum nächsten Turnier los kann. Deshalb war es durchaus eine Überraschung, dass der Großmeister aus Venezuela Mitte März lächelnd, plaudernd und wie aus dem Ei gepellt  in Berlin zu den Kämpfen gegen die Schachfreunde Berlin und König Tegel im Saal erschien.

Zwei Tage zuvor hatte Iturrizaga noch in Hanoi (Vietnam) gespielt. Nach dem Wochenende in Berlin ging’s direkt ins Golf-Emirat Sharjah, danach in die Nachbar-Metropole Dubai. Mehr als 30 Tage ohne Pause ein Turnier nach dem anderen und zusätzlich etwa 30 000 Kilometer im Flieger. Was das soll? Geld allein dürfte nicht das Motiv sein. In Hanoi gab es für seinen 9. Platz 700 Dollar, in Sharjah (20. Platz) nichts außer freier Logie und etwas Taschengeld. Dafür lief es in Dubai besser, wo Iturrizaga 3500 Dollar (4. Platz) einstrich. Im Januar und Februar dieses Jahres war er auch schon unterwegs, tauchte in Gibraltar (19. Platz), in Moskau (15. Platz, 1200 Euro Preisgeld) und Lissabon (1. Platz, 2000 Euro) auf. Die Flüge bezahlt ihm möglicherweise der venezolanische Schachverband. Aber auch Schachspieler müssen Steuern, Krankenversicherung und Miete zahlen. Iturrizaga hat seine Europa-Bleibe in Madrid.

Mit seiner Elo-Zahl von 2671 liegt Iturrizaga auf Platz 79 der Weltrangliste. Am Ende hatte es bei seinem aktuellen Turnier-Marathon etwa sieben Elo-Punkte verloren. ,“Mein Ziel ist es, Elo 2700 zu schaffen”, sagt er.  Das ist die Schallmauer zur erweiterten Weltspitze. Bevor er die nicht überspringt, dürfte der Junge keine Ruhe geben. Diesmal scheint er sich aber doch etwas übernommen zu haben. Nach Dubai wollte Iturrizaga 48 Stunden später beim Turnier in Zürich mit von der Partie sein. Er stand schon auf der Teilnehmerliste, von der er kurz vor Turnierbeginn gestrichen worden ist.