Freitag, 26. Mai 2017

Jetzt ist Trump am Zug

Anfragen, Mails und Briefe dürfte Donald Trump (70) viele erhalten, dieses Schreiben aber sollte es zumindest bis zum engeren Kreis um den US-Präsidenten schaffen. Aufgesetzt hat das Papier Kirsan Ilyumshinov (55), umtriebiger Geschäftsmann mit Sitz in Moskau, Milliardär, und gleichzeitig Präsident des Weltschachverbandes FIDE. Ilyumshinov steht seit November 2015 auf der Sanktionsliste des US-Finanzministeriums, hat Einreiseverbot in den Staaten und darf dort kein Business machen.

Er an Trump: "Ich denke, das ist eine Verletzung meiner Rechte, insbesondere ist es eine Verletzung des in der UN-Charta vorgesehenen Grundrechts auf Freizügigkeit. Einerseits ist es mir egal, ob ich in die USA darf oder nicht, aber auf der anderen Seite sind 188 Länder Mitglieder der FIDE, einschließlich der Vereinigten Staaten. Also ich, als FIDE-Präsident, sollte dort sein." Zudem bittet er Trump, sich "bei mir zu entschuldigen und finanzielle Entschädigung zu zahlen". Ilyumshinov hatte bereits eine Summe ins Spiel gebracht. Die Rede war von 50 Millionen US-Dollar.

Offenbar gilt Trump in der Connection um Russen-Präsident Vladimir Putin (64), zu der der ausgebildete Diplomat Ilyumshinov gehört, als Hoffnungsträger für Probleme dieser Art. Mit der Obama-Regierung erzielten die Russen jedenfalls keine Fortschritte. 

Auf die Liste war Ilyumshinov wegen seiner Anteile an der "Bank Russian Financial Alliance" gesetzt worden. Das Institut soll Öl-Geschäfte von Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad (51) finanziert und abgewickelt haben. Das Öl soll aus Gebieten stammen, die unter Kontrolle von IS-Terroristen stehen. Ilyumshinov bestreitet jedwede Beteiligung, An Öl dürfte er jedoch interessiert sein. Er hält große Anteile an einem Konzern, zu dem eine Tankstellen-Kette in Bulgarien gehört.

Überhaupt ist der FIDE-Präsident eine der schillernsten Figuren beim Schach. Er behauptet, von Aliens entführt und wieder frei gelassen worden zu sein. Viele halten diese Aussage für einen gerissenen PR-Coup, um sich ins Gespräch zu bringen. Fakt ist jedoch, dass Ilyumshinov immer dort auftaucht, wo sich die russische Außenpolitik nicht mehr hinwagen würde. Noch kurz vor dessen Tod im Jahr 2011 besuchte er Libyen-Diktator Muammar al-Gaddafi, spielte im Wüsten-Zelt eine Partie Schach mit ihm. Auch bei Iraks Kriegsverbrecher Saddam Hussein war Ilyumshinov einer der letzten offiziellen Gäste.

Bei der FIDE gibt es viele, die Ilyumshinov am liebsten loswerden würden. Obwohl der enorme Summen in Schach-Projekte gesteckt hat. Zuletzt gab es im FIDE-Präsidium sogar einen Putsch-Versuch. Der scheiterte. 2018 steht Ilyumshinov wahrscheinlich wieder zur Wahl.

Freitag, 19. Mai 2017

Sabotage in der Handy-Abteilung

Das große Elektronik-Kaufhaus am Berliner Alexanderplatz, mitten in der Handy-Abteilung in der ersten Etage. Es ist fast wie ein Ritual. Wenn Blackberry ein neues Smartphone auf den Markt bringt, schauen Fans der Tastentelefone vorbei, wollen das Gerät mal in die Hand nehmen, tippen, drüberwischen und abschätzen, ob es als Nachfolger für ihr altes Blackberry infrage kommt.

Am 18. Mai war das erste Ausstellungsstück im Markt da und gegen 18 Uhr bildete sich eine kleine Traube ums neue “KeyOne”, bei dem die Marke Blackberry zwar noch draufsteht, aber nur wenig Blackberry drin ist. Gebaut wird’s in China, das Betriebssystem stammt von Google, lediglich etwas Software tragen die Kanadier noch bei. Einer der Marktmitarbeiter hält das “KeyOne” (Stückpreis 599 Euro) in der Hand, flucht: “Das kann doch nicht wahr sein.” Auch der zweite Marktmitarbeiter gibt nach zwei Minuten Tippen auf. Auch er bringt das Blackberry nicht auf Touren: “Müssen wir leider zurückschicken.”

Der Fehler war bereits vorher gemacht worden. Die Mitarbeiter hatten das Vorführgerät nur aufgeladen und mit einem Kabel physisch vor Diebstahl gesichert. Danach muss es einem Saboteur in die Finger gefallen sein. Der richtete ein den Mitarbeitern unbekanntes Passwort ein, legte als Sprache Arabisch fest und machte sich über alle Berge.


“KeyOne” hat’s ohnehin schon schwer, ein Verkaufsschlager zu werden. Fachleute halten es für zu teuer. Mir ist es zu wuchtig, zu schwer und die Tastatur zu klein. Andererseits: Blackberry-Nutzer sind ganz, ganz treue Seelen ...

Samstag, 6. Mai 2017

Dem Elfmeter droht der Abpfiff

Wenn Ronaldo (Real Madrid) beim Anlauf zögere, schieße er meistens nach rechts. Frank Ribery (Bayern München) dagegen suche sich erst in letzter Sekunde die Ecke aus, damit Torhüter seine Körperbewegung nicht deuten könnten. Ebenso Lionel Messi (FC Barcelona). Es geht um Elfmeter beim Fußball und kaum jemand weiß mehr über sie als Ökonom Ignacio Palacios-Huerta aus London.

Mehr als 12000 Strafstöße bei WM, EM, Top-Ligaspielen und Pokal-Fights aus etlichen Ländern sind in seiner Datenbank verwertet – mit diesem ziemlich überraschenden Ergebnis. Oft entscheidet über Sieg oder Niederlage auch der Münzwurf des Schiedsrichters. Wer beim Elfmeterschießen anfangen dürfe, so Palacios-Huerta, erhöhe seinen Sieg-Chance von 50:50 auf 60:40: „Das beginnende Team ist psychologisch im Vorteil, weil der Schütze des zweiten Teams meistens nur ausgleichen kann.“
Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon (Juventus Turin) hatte 2006 beim WM-Finale gegen Frankreich in Berlin von den Statistiken offenbar keine Ahnung. Er gewann vorm Elfmeter-Krimi das Los, ließ den Franzosen in der Hitze des Moments dennoch den ersten Schuss. Palacios-Huerta hat sich die Szene oft angesehen: „Buffon zögerte, griff sich an den Kopf, wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich sagte er, er beginnt und stellte sich ins Tor.“ Italien siegte dennoch. Fußballclubs und die Nationalteams von England und den Niederlanden haben Palacios-Huerta inzwischen Beraterverträge gegeben.


Offenbar auch die Uefa. Die testet bei der Fußball-Europameisterschaft der Juniorinnen (U 17) den Vorschlag von Palacios-Huerta. “ABBA” heißt die neue Formel, Nach der beginnt Team A mit dem ersten Elfmeter, Team B darf danach zweimal ran, bevor wieder Team A zwei Schützinnen stellt. Gibt es nach fünf Durchgängen kein Siegerinnen-Team, geht der Spaß von vorn los.

“Elfmeter-Revolution” übertitelten mehrere Zeitungen diese Nachricht. Möglicherweise aber ist der Elfmeter in gar nicht so weiter Zukunft längst Vergangenheit. Ihm droht der Abpfiff. Marco van Basten, der bei der Fifa als Technischer Direktor für Erneuerungen zuständig ist, will den Elfmeter laut "Welr" durch eine Art Penalty-Schießen wie im Eishockey ersetzen. Der Schütze stürmt aus 25 Metern auf den Torwart zu und muss in acht Sekunden die Aktion abschließen. Das wäre dann wirklich mal was Neues.