Mittwoch, 25. Mai 2022

Schönheit klaut Hingucker-Gemälde

Manchmal sind es kuriose Geschichten, die Polizeireporter bei ihrer Arbeit begegnen. Diese hier stammt aus Bielefeld und ist geprägt von zwei echten Hinguckern. Der erste ist das oben zu sehende Phantombild der Polizei. Es zeigt eine junge Frau, die nicht nur attraktiv aussieht, sondern auch eine Kunstdiebin ist. Am 27. April standen die Verantwortlichen im Huelsmann-Museum unter Schock. Die Frau hatte offenbar ein Gemälde aus dem Rahmen geschnitten, sich mit dem Bild aus dem Staub gemacht.
Zweiter Hingucker ist das von der Schönheit geklaute Gemälde. Bei dem (Öl auf Holz, entstanden um 1561) handelt es sich um das Werk "Portrait einer jungen Frau" des niederländischen Malers Pieter Aertsen. Es hat die Maße 35,8 cm x 46,7 cm und gilt als hochwertig. Vergleichbare Bilder des Malers werden bei Auktionen ab 100000 Euro angeboten.
Inzwischen hat die Polizei Fotos von der Täterin aus den Überwachungskameras veröffentlicht. Bei der Behörde heißt es: "Zeugen beschreiben die Frau als 22 bis 28 Jahre alt, 160 bis 165 cm groß, schlank und mit einem europäischen Erscheinungsbild. Sie hat dunkle offene Haare, die über die Schulterlänge hinausgehen. Zudem war sie geschminkt und hatte ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild.Sie sprach fließend hochdeutsch und lispelte. Zur Tatzeit trug sie eine rote Lederjacke, eine sehr weite schwarze Hose (eventuell Culotte-Hose) und Plateauschuhe." Offen ist bisher, wie sie das Gemälde aus dem Museum schmuggelte. Eine Polizei-Sprecherin: "Ob sie es unter einer Mappe oder in einer großen Handtasche getragen hat, ist noch nicht ganz klar und Gegenstand der Ermittlungen. Sicher ist, dass sie es irgendwie bei sich trug und nicht auf anderem Weg aus dem Museum geschafft hat." Auch bei ihrem Alter rätseln die Beamten noch: "Sie könnte ihr tatsächliches Alter durch den Einsatz von Schminke optisch gesenkt haben." Sicher scheint hingegen, dass die Täterin eine Perücke trug. Hinweise an die Polizei unter Telefon: 0521/545-0.

Freitag, 20. Mai 2022

Vishy Anand in Warschau kaum zu stoppen

Auf twitch-tv kommen die Chess.com-Kommentatoren WGM Keti TsaTsalashvili und IM Robert Pruess (Sceenshot) ins Staunen über Ex-Schachweltmeister Vishy Anand und dessen aktueller Spielstärke. Anand spielt gerade mit bei den Superbet Rapids in Polen, ist mit seinen 52 Jahren der älteste der zehn Teilnehmer. Bei den Elo-Zahlen war der Inder kein Favorit, lag mit 2751 auf Platz fünf der Startrangliste. In der Tabelle sieht's ganz anders aus. Anand wächst über sich hinaus, ist kaum zu stoppen! Nach der sechsten Runde liegt der Inder mit elf von 12 möglichen Punkten allein in Führung. Anand schlug zuächst die Großmeister Radoslaw Wojtaszek (Polen), Wesley So (USA), Anton Korobov und Andrei Shevshenko (beide Ukraine), bevor er auf den Armenier Lewon Aronian traf. Der ist für seine hervorragende Eröffungsvorbereitung bekannt, plant seine Partien häufig bis ins Endspiel. Gegen Anand klappte das nicht. Der Screenshot zeigt die Stellung vorm 20. Zug Anands, der mit den schwarzen Steinen spielt. Weiß steht völlig pleite, hatte im 16. Zug einen Bock geschossen. Anand spielt hier einfach nach 20. Kg2 (Doppelschach) Sxe5 und behält nach 21.Lxg6 hxg6 22. Dxd6 zwei Bauern mehr. Aronjan gab im 25. Zug auf. Anschließend remisierte Vishy noch gegen GM Jan-Krzysztof Duda (Polen). Morgen ab 14 Uhr stehen die letzten drei Runden des "Rapid" an. Gespielt wird mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten plus 30 Sekunden pro gemachten Zug. Sonntag beginnt das Blitzen (5+2). Wer eine Partie gewinnt, erhält zwei Punkte. Bei Remis gibt's für die Spieler jeweils einen. Der Sieger aus beiden Turnieren erhält 40 000 Dollar. Insgesamt werden 175000 Dollar ausgeschüttet. Bei Chess.com wird Schach live und hochmodern übertragen. Hier zum Beispiel sitzen die Spieler in Warschau. Keti kommentiert aus Kattowitz (Polen). Robert aus San Francisco (USA).

Donnerstag, 12. Mai 2022

Auch Schach-Genies verlieren den Überblick

In Bukarest findet gerade das "Superbet Chess Classic" statt, an den Start gingen zehn Spieler, fast alle gehören zur Weltspitze. Doch auch Schach-Genies dieser Güte verlieren manchmal den Überblick. Bei der heutigen siebten Runde patzte etwa Supergroßmeister Robert Rapport (aus Ungarn, Fünfter der Weltrangliste) mit Weiß gegen den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave (15. der Rangliste). In ausgeglichener Stellung spielte Rapport im 28. Zug Sd5. Diese Stellung entstand.
Rapports Turm auf e5 hängt. Sollte er geschlagen werden, hatte der Ungar die Variante 29. Sxe7 Txe7 30. Rd8+ im Sinn. Er dachte offenbar, das sei matt, hatte aber den Läufer auf a5 vergessen, der den Turm auf d8 schlagen würde. Nach 28 ... Sxe5 gab Rapport auf. Nur wenige Minuten später ereignete sich in der Partie des Ruusen Ian Nepomniachtchi (Spitzname "Nepo", Sechster der Rangliste) gegen den Aserbaidschaner Shakhriyar Mamedyarov (Siebster) dies:
Hier übersah Nepo den Gewinnzug 26. Df2. Es droht 27. Tf8+ Kh7 28. Sf6+ Kg7 29. Se8+ Kh7 30. Sxd6. Auf 26 ... Sd7 folgt 27. Txc5 Dxc5 28. Df7 und der Verlust des Spingers ist nicht mehr zu verhindern, weil matt droht auf g7. IM David Pruess kommentierte auf der Online-Schach-Plattform chess.com: "Unter Zeitdruck können selbst Topleute nicht alle Züge kalkulieren. Sie berechnen viel mehr und schneller als normale Schachspieler. Aber auch ihnen unterlaufen Fehler." Nepo spielte statt 26. Df2 26. Tf6 und verdarb später die Stellung. Im 56. Zug strich er die Segel. Nach der siebten Runde führen in Bukarest Levon Aronian (9., Armeinier mit USA-Wahlheimat) und Wesley So (8., USA) mit 4,5 Punkten. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 100 000 Dollar.

Mittwoch, 4. Mai 2022

Neu auf chess.com: TheBigGreek sucht den Aufgabe-Button

Von e7 nach e8! Im nächsten Zug verwandelt sich der weiße Bauer zur Dame und der Internationale Schachmeister (IM) Georgios Souleidis (49) steht endgültig pleite (siehe Screenshot). Aufgeregt ruft Deutschlands Top-Streamer, der unter dem Namen "TheBigGreek" auftritt, ins Mikro: "Ich würde ja gern aufgeben, kann aber den Aufgabe-Button nicht finden. Keine Ahnung, wie ich das machen soll. Fuck!" Ja, "TheBigGreek" war lange nicht hier, kennt sich nicht aus. Seit 1. Mai steht Souleidis bei der Online-Schach-Plattform chess.com unter Vertrag, gibt unter dem Logo der Amis Lektionen und spielt wie sonst auch auf Lichess.org Turniere. Seine Stream-Premiere auf chess.com gibt Souleidis beim "Early-Titled-Tuesday-Blitz", das jeden Dienstag um 17 Uhr unserer Zeit startet. 375 Spieler rund um den Globus gehen an den Start, darunter etliche Weltklasseleute. "TheBigGreek" ist kein Favorit und von vornherein klar, dass er nach den elf Runden, nichts von den 5000-Dollar-Preisfond abbekommen wird. 114 000 Abonennten folgen Souleidis auf YouTube und die Verantwortlichen von chess.com hoffen mit der Verpflichtung, möglichst viele von ihnen auf ihre Seite zu locken. Für Souleidis verläuft das Turnier "ganz okay". Drei Minuten Bedenkzeit plus zwei Sekunden pro Zug - viel ist das nicht. "TheBigGreek" sagt: "Eine Partie, die ich hätte gewinnen müssen, ging verloren. Bei einer anderen stand ich auf Verlust, habe sie aber noch gewonnen." Sechs Punkte aus elf Partien stehen am Ende auf seinem Konto - 93. Platz. Souleidis gefällt's: "Das Layout in blau ist toll, das Turnier attraktiv. Hier bin ich ab jetzt Dienstags öfter dabei." Großmeister (GM) Dmitri Andreikin aus Russland, der nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine in Mazedonien lebt, siegt beim "Early-Titled-Tuesday-Blitz" mit 9,5 Punkten vor dem punktgleichen GM Hikaru Nakamura (USA). Dritter wird GM Shamsiddin Voklidov aus Usbekisten mit 9 Punkten. Bester Deutscher wird GM Alexander Donchenko als Neunter mit 8,5 Punkten.

Montag, 2. Mai 2022

Chess24 stellt deutschen Dienst ein

Besucher von chess24.com wunderten sich, warum die Seiten der Online-Schach-Plattform (Screenshot) nicht mehr auf deutsch aktualisiert werden, es keine aktuellen Folgen der Streaming-Formate "Geschwätzblitz" "Lubbes Lehrstunde" oder "Bauernfrühstück" gibt. Bei denen spielte u.a. WGM Josefine Heinemann gegen Kundschaft und das Ehepaar Melanie (WGM) und Niklas Lubbe (IM) gab Schach-Lektionen. Nach und nach sickerte vergangenen Monat durch: Es ist alles aus! "Seit Ende März ist der deutsche Dienst bei chess24 eingestellt. Es fehlen die finanziellen Mittel", kommentierte Star-Moderator GM Jan Gustafsson die aktuelle Lage. "Mehr Informationen habe ich im Moment nicht. Die Schachwelt lebt in verrückten Zeiten", fügte er hinzu. Gustafsson hatte chess24.com 2014 mitbegründet, verkaufte das Portal fünf Jahre später an die "Play Magnus"-Gruppe. Hinter der steckt Weltmeister Magnus Carlsen (aus Norwegen). Ende 2020 beschäftigte die "chess24 Gmbh" mit Sitz in Hamburg laut eigener Bilanz im Bundesanzeiger 12 Mitarbeiter, machte einen Jahresüberschuss von gut 18 600 Euro. Dass viel mehr Geld im durch die Pandemie boomenden Online-Schach im Spiel sein kann, zeigt der Preisfond beim von Carlsens Leuten organisierten “Norway Chess” (ab 31. Mai). Bei dem geht es für zehn Spieler um knapp 250 000 Euro. Der Sieger erhält 70 000 Euro. Mitte Juni beginnt dann das WM-Kandidatenturnier in Madrid, bei dem 500 000 Euro ausgeschüttet werden. Marktführer Chess.com (aus den USA) tritt dort als Sponsor auf, ist natürlich wie chess.24.com aus auf Profite. Beide Internetseiten finanzieren sich mit Werbung und durch Mitgliedschaft, bieten auch zahlreiche Gratis-Angebote. Spielen ist kostenlos. Zuschauen bei Weltklasse-Turnieren ebenso. Die werden inzwischen in TV-Qualität übertragen, bei Chess.com teilweise kommentiert wie Football-Matches. Rüde hingegen geht es hinter den Kulissen zu. Konkurrent “ChessBomb.com” aus Bulgarien wurde von den Amerikanern aufgekauft und kurzerhand als Plattform aus dem Internet gelöscht. Beliebte deutsche Streamer wie "Kugelbuch" oder Georgios Souleidis ("TheBigGreek") nahm Chess.com unter Vertag, damit sie auf ihrer Plattform spielen. Satte eine Million Dollar Preisgeld haut Chess.com in diesem Jahr für ihre "Global Chess Championchip" raus, an der jeder gegen eine Verifizierungsgebühr von zehn Dollar teilnehmen kann. Wer im Duell dennoch an Carlsen glaubt, für den lohnt sich ein Blick auf die Börse. Die “Play Magnus”-Aktie verlor in den vergangenen zwölf Monaten jedoch reichlich an Wert. Fiel von 2,49 Euro pro Stück auf glatte 1 Euro (Stand heute). Wer Schach und Geld im Internet nicht in Verbindung bringen will, für den gibt es übrigens eine komplett kostenfreie Alternative mit Lichess.org. Diese Plattform finanziert sich durch Spenden. Auf die Kommentierungen von Jan Gustafsson wird ebenfalls niemand verzichten müssen. Bei chess24.com ist er weiter in Englisch tätig. Deutsch spricht er auf seinem eigenen Twitch-Kanal "JanistanTV", wo er um Euros für die "Staatskasse" bittet.