Donnerstag, 12. Mai 2022

Auch Schach-Genies verlieren den Überblick

In Bukarest findet gerade das "Superbet Chess Classic" statt, an den Start gingen zehn Spieler, fast alle gehören zur Weltspitze. Doch auch Schach-Genies dieser Güte verlieren manchmal den Überblick. Bei der heutigen siebten Runde patzte etwa Supergroßmeister Robert Rapport (aus Ungarn, Fünfter der Weltrangliste) mit Weiß gegen den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave (15. der Rangliste). In ausgeglichener Stellung spielte Rapport im 28. Zug Sd5. Diese Stellung entstand.
Rapports Turm auf e5 hängt. Sollte er geschlagen werden, hatte der Ungar die Variante 29. Sxe7 Txe7 30. Rd8+ im Sinn. Er dachte offenbar, das sei matt, hatte aber den Läufer auf a5 vergessen, der den Turm auf d8 schlagen würde. Nach 28 ... Sxe5 gab Rapport auf. Nur wenige Minuten später ereignete sich in der Partie des Ruusen Ian Nepomniachtchi (Spitzname "Nepo", Sechster der Rangliste) gegen den Aserbaidschaner Shakhriyar Mamedyarov (Siebster) dies:
Hier übersah Nepo den Gewinnzug 26. Df2. Es droht 27. Tf8+ Kh7 28. Sf6+ Kg7 29. Se8+ Kh7 30. Sxd6. Auf 26 ... Sd7 folgt 27. Txc5 Dxc5 28. Df7 und der Verlust des Spingers ist nicht mehr zu verhindern, weil matt droht auf g7. IM David Pruess kommentierte auf der Online-Schach-Plattform chess.com: "Unter Zeitdruck können selbst Topleute nicht alle Züge kalkulieren. Sie berechnen viel mehr und schneller als normale Schachspieler. Aber auch ihnen unterlaufen Fehler." Nepo spielte statt 26. Df2 26. Tf6 und verdarb später die Stellung. Im 56. Zug strich er die Segel. Nach der siebten Runde führen in Bukarest Levon Aronian (9., Armeinier mit USA-Wahlheimat) und Wesley So (8., USA) mit 4,5 Punkten. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 100 000 Dollar.