Mittwoch, 16. November 2022

China oder Mexiko: Wer bekommt die Schach-WM?

Jetzt steht es endgültig fest, der König tritt ab! Schach-Champion Magnus Carlsen (31) hat dem Weltverband FIDE inzwischen schriftlich bestätigt, dass er seinen Titel nicht verteidigen wird. Damit ist auch klar, wer die beiden Spieler des nächsten WM-Matches sind. Zwei Typen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite Jan Nepomnjaschtschi (32, Spitzname: “Nepo”) aus Russland, der zwar aussieht wie ein schwerfälliger Bär, aber seine oft brillianten Züge in einer Schnelligkeit spielt, als sei er eine Gazelle. Auf der anderen Seite der schlanke und fragil wirkende Chinese Liren Ding (30), der stets milde lächelt, wenn er seinem Gegner auf dem Brett den Todesstoß versetzt. Im Frühjahr 2023 soll der Kampf stattfinden, Offen ist bisher wo. Kaum vorstellbar, dass Russland nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine für die Austragung infrage kommt. Laut FIDE-Mitteilung sind noch zwei Bewerber-Städte im Rennen. Es ist das erste Mal in der Schach-Geschichte, dass ein chinesischer Spieler die Chance hat, Weltmeister zu werden. “Das wird zu einer starken politischen Unterstützung Chinas für Ding führen”, kommentierte ein FIDE-Sprecher im Internet. Also dürfte das Match im Reich der Mitte steigen, könnte geschlussfolgert werden. Dort, so der FIDE-Sprecher, hätten es die WM-Organisatoren leichter, Sponsoren zu finden und den Kampf medial zu vermarkten. Bisher galt Shanghai als Favorit. FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich hat inzwischen ein zweites Land ins Gespräch gebracht: Mexiko! “Es wäre uns lieber, wenn das Match auf neutralem Boden ausgetragen würde”, sagt der Russe. In der Weltrangliste stehen die Kandidaten hinter Magnus Carlsen übrigens ganz dicht beieinander. Liren Ding ist Zweiter, Nepo Dritter. Bisher spielten sie 39 Partien gegeneinander. 17 Duelle endeten Remis. Nepo führt 13 zu neun.

Freitag, 4. November 2022

Karpov wieder bei Bewusstsein

Beim Gesundheitszustand von Alt-Schachweltmeister Anatoli Karpov (71, Foto) zeichnet sich nach dessen schwerem Sturz eine positive Entwicklung ab, berichtet Großmeister Sergey Karyakin gegenüber der russischen Tageszeitung Izvestiya. "Ich stehe in Kontakt mit Karpovs Assistenten. Die Situation ist natürlich schwierig, weil es einen unglücklichen Sturz gab. Er ist im Krankenhaus, aber die Ärzte sagen, dass es einen positiven Trend gibt“, sagte er. Zuvor sprach bereits Karpovs Frau Natalya gegenüber Iswestija von einer deutlichen Verbesserung. Sie sagte, dass ihr Ehemann bei Bewusstsein sei, sich viel besser fühle und fügte hinzu, dass die Ärzte bei Karpov eine Lungenentzündung festgestellt hätten, weshalb er unter strenger medizinischer Überwachung stehe. Karpov wurde vergangenes Wochenende auf die Intensivstation ins Krankenhaus gebracht Das Unglück soll sich in der Nähe des Gebäudes der Staatsduma in Moskau ereignet haben. Karpov soll 2,67 Promille Alkohol im Blut gehabt haben. Er erlitt einen Oberschenkelkalsbruch und eine schwere Kopfverletzung, lag zwischenzeitlich im künstlichen Koma.Karpow war von 1975 bis 1985 Schachweltmeister, unterlag schließlich Garri Kasparow (59) 1985. Dreimal forderte er im Anschluss Kasparow noch für WM-Titelkämpfe heraus, verlor aber alle drei Duelle. Er gehört zu den russischen Abgeordneten, die von der Europäischen Union wegen Unterstützung des russischen Ukraine-Angriffskrieges sanktioniert wurden. Inzwischen forderte Karpov die Beendigung des Krieges. Foto-Quelle: duma.gov.ru

Montag, 31. Oktober 2022

Beim Schach kommen die Jungen

Der Inder Gukesh ist 16. Sein Landsmann Erigaisi 19. Im Schach sind beide bereits Großmeister (GM), haben aber noch was gemeinsam. Beim Online-Turnier “Aimchess Rapid” vergangenen Monat schlugen die Teenager Weltmeister Magnus Carlsen (31). GM Jan Gustafsson (43) kommentierte die Partien trocken: “Die Jungen kommen!” Schwer vorher zu sehen, wer in Zukunft das Rennen um die Schach-Krone machen wird. Klar ist jedoch, dass in der Weltelite gerade ein Generationswechsel ansteht. Bestes Beispiel ist der Usbeke Abdusattorov (Foto, Quelle: Stefan64 via Google). GM Gustafsson: “Der ist im Alter von 17 Schnellschachweltmeister und im Team Olympiasieger geworden.” Der In Frankreich lebende Iraner Alireza Firouzja (19) hat den Durchbruch zum Schacht-Gipfel schon erreicht, steht auf Platz vier Weltrangliste. Hoffen dürfen auch die Deutschen, die mit Vincent Keymer ein heißes Eisen im Feuer haben. Der aus Rheinland-Pfalz stammende Keymer (39. Weltrangliste) wird Mitte diesen Monats auch erst 18 und wirkt für sein Alter äußerst bodenständig. GM Wesley So (29) über die bärenstarken Teenager: “Sie sind sehr sorglos, sie konzentrieren sich zu 100 Prozent auf Schach. Sie haben keine Freundinnen, Familien oder Rechnungen, um die sie sich Sorgen machen müssten …” Der US-Amerikaner kennt sich aus, galt früher ebenfalls als Wunderkind. Heute steht er in der Weltrangliste auf Platz fünf. Um seine Miete wird sich Abdusattorov ebenfalls nicht mehr kümmern müssen. Nach Gewinn des WM-Titels schenkte ihm die usbekische Staatsführung eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Hauptstadt Taschkent. Bei der Zeremonie versprach Abdusattorov: “Ich versichere ihnen, dass dieser Sieg erst der Anfang ist.” Ein Nationalheld ist er schon jetzt.

Montag, 12. September 2022

Schach am Brett: Bin wieder da!

Denke gerade darüber nach, wie lange ich eigentlich keine richtige Schachfgur mehr in der Hand hielt. Könnte sein, dass es acht Jahre waren. Mein letztes Schnellturnier spielte ich in Basel. Im Jahr 2014 war's und ich erinnere mich gern dran. Durch mein damaliges Remis in der letzten Runde gegen GM Vlastimil Hort schloss sich für mich ein persönlicher Kreis. Als Jugendspieler und angehender Fide-Meister war Hort mein schachliches Vorbild gewesen. Hab viel gelernt aus seinen Partien und das Remis galt für mich als schöner Abschluß meiner schachlichen Turnier-Aktivitäten. Jetzt ist alles anders gekommen. Seit Sonntag bin ich wieder da! War Teilnehmer bei der "2. Deutschen Schachmeisterschaft für Künstler, Kunsthisoriker, Journalisten und Verleger 2022". Neun Runden, zehn Minuten Bedenkzeit für die Partie plus drei Sekunden Zeitgutschrift pro Zug. Ausgetragen im Werner-Otto-Saal der Kunsthalle in Hamburg. Hat sich gut angefühlt, mal wieder auf die Uhr zu drücken - auch wenn der sportliche Durchbruch erwartungsgemäß ausblieb. Gegen Deutschlands "Schach-Streamer" Nummer eins, Georgios Souleidis ("TheBigGreek"), bereits in der Eröffnung eingegangen wie 'ne Primel (Fotos oben und unten), zwei Gewinnstellungen wie ein Idiot verdorben. Am Ende reichte es immerhin für Platz sechs bei 40 Teilnehmern. 5,5 Punkte stehen auf meinem Konto. "TheBigGreek" siegte hochverdient mit 8,5 Punkten, erhielt dafür die Trophäe "Viktor 2022". Die ist bennant nach der Schach-Legende Viktor Korchnoi. Von dieser Stelle aus herzlichen Dank an die "Emanuel Lasker Gesellschaft", die das Event souverän ausrichtete. Neben bereit stehenden Schnittchen und Getränken erhielt jeder Teilnehmer einen Beutel mit "Goodies" (u.a. das Turnierplakat und ein künstlerisches Unikat), durfte sich zudem ein Schachbuch aussuchen. Meine Wahl fiel auf "Boris Spasski - Der Leningrad Cowboy -". Fotos: Nadja Wittmann/ChessBase

Donnerstag, 8. September 2022

Warum Gata Kamsky "The Legend" genannt wird

In den USA schlägt ihm von allen Seiten Respekt entgegen, ehrfurchtsvoll wird er dort “The Legend” genannt, Jetzt konnte Großmeister Gata Kamsky (48, Foto) erneut unter Beweis stellen, warum das so ist. Jüngst legte er einen Schach-Marathon hin, der seinesgleichen sucht. Kamskys Strecke hatte am Freitag um 10 Uhr beim Masters-Turnier in Biel (Schweiz) begonnen. Dort besiegte er in der letzten Runde Schnellschach-Weltmeister Nodirbek Abdusattorov (17). Fünf kräftezehrende Stunden dauerte die Partie. Der Teenager aus Usbekistan hatte seine schlechte Stellung zäh verteidigt. Pause gönnte sich Kamsky dennoch nicht. Stattdessen eilte er ins Hotelzimmer, um sich online bei Chess.com mit sagenhaften 7,5 Punkten zu qualifizieren für einen Stichkampf zur Teilnahme an der “Global Chess Championship”. Die erste der neun Runden hatte Kamsky kampflos verloren, es nicht rechtzeitig aus dem Bieler Turniersaal an seinen Computer geschafft. Klar, dass es auch beim Stichkampf schnell gehen musste. Bei der Siegerehrung in Biel warteten 1500 Schweizer Franken auf ihn. Kommentatorin Irina Krush (38) witzelte: “Gata hat, glaube ich, gerade noch rechtzeitig matt gesetzt.” Damit aber nicht genug. Samstag spielte Kamsky online auf dem Rückweg nach New York aus der Flughafen-Wartehalle. Sonntag saß er an seinem Schreibtisch in Brooklyn, scheiterte im Viertelfinale des “Grand Swiss Rapid” an Hikaru Nakamura (34). Sonntag um 19.28 Uhr stellte Kamsky seinen Stream ab. Mit seiner Elo von 2666 ist “The Legend” 80. der Weltrangliste. Allein online verdiente Kamsky an diesem Wochenende mehr als 6000 Dollar. So geht heute Schach-Profi.Foto: Stefan64 via Google.

Sonntag, 28. August 2022

Eine Schach-Stellung für fast alle Fälle

Weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber manche Begriffe bleiben einem im Gedächtnis, obwohl sie Jahrzehnte nicht angesprochen worden sind. Mir geht es so mit dem Wort "Weltstellung". Die führt hier jetzt sogar zu meiner Rezension des Schachbuchs "Ein einfaches Eröffungsrepertoire für Weiß". Geschrieben von Sam Collins (39), einem Internationalen Meister aus Irland. Aber der Reihe nach! Vor kurzem erreichte mich auf meinem Stream-Kanal bei Twitch.tv die KLage eines Followers, er habe Probleme, sich ein gutes Eröffungsprogramm zusammen zu stellen. Der Mann spielt mit Weiß 1.e4, zieht also den Königsbauern zwei Schritte vor. Da fiel sie mir wieder ein, die Weltstellung, die aus so vielen Eröffnungsvarianten entstehen kann. Gemeint ist die weiße Struktur mit dem isolierten Bauern auf d4, die zur Universalwaffe werden kann. Panow gegen Caro-Kann. 2.c3 gegen Sizilianisch. Auch gegen Aljechin (1...Sf6) und Französisch (1...e6) kann die Isolani-Stellung mit ihrem freien Figurenspiel und guten Angriffschancen erreicht werden. Es ist also ein System für fast alle Fälle. Als ich im Stream davon erzählte, schrieb ein anderer Follower im Chat: "Darüber gibt es doch ein Buch." Was ich bis dahin gar nicht wußte. In der Einführung von "Ein einfaches Eröffungsrepertoire für Weiß" schreibt Collins: "Meiner Ansicht nach sollte man bei der Auswahl einer Eröffnung darüber nachdenken, zu welchen Mittelspielstellungen (und insbesondere zu welchen typischen Strukturen) sie führt. Da alle Mainstream-Eröffnungen einwandfrei spielbar sind, geht es vor allen Dingen darum, dass man eine Stellung auswählt, bei der man sich nach 10-15 gespielten Zügen wohlfühlt." Jedermanns Sache ist die Weltstellung freilich nicht, denn der isolierte Bauer auf d4 neigt gerade in Endspielen zur Schwäche. Das weiß natürlich auch Sam Collins. Er ist ein erfahrener Spieler (Elo 2460), Schach-Trainer und Autor. 2002 und 2014 gewann er die Meisterschaft seines Landes, das er bei zahlreichen Olympiaden vertrat. Zudem hielt er Vorträge an der Berkeley Chess School in Kalifornien (USA). Zur Einführung in die Weltstellung wählte Collins die Partie von Ding Liren gegen Lu Shanglei (Danzhou 2015). Schwarz gab im 20. Zug auf. Ein anderes schönes Besispiel wäre die Partie Smyslow gegen Karpow (UdSSR-Meisterschaft, 1971) gewesen, in der Karpow bereits im 14. Zug auf Verlust stand. Großmeisterin Irina Krush (38, USA) zeigt sie ihren Schülern noch heute, sagt: "Karpow erzielte gegen die Isolani-Stellung für seine Verhältnisse keine guten Ergebnisse." Der Begriff Weltstellung stammt übrigens von Schachtrainern der Hamburger Gelehrtenschule Johanneum. Wer das Wort erfunden hat, ist heute nicht mehr überliefert. Ich jedenfalls hörte von der Weltstellung erstmals im Jahr 1976 (!). Das Buch "Ein einfaches Eröffungsrepertoire für Weiß" (176 Seiten, 41 ausführlich kommentierte Partien, Paperback) ist erschienen im Gambit-Verlag. Es entstand in den Jahren 2016/17 und kostet 17,95 Euro. Klare Empfehlung!

Freitag, 8. Juli 2022

Wenig Geld für gute Schachfrauen

Beim Schach sind Damen wichtig. Das wissen sie auch in der Herrenriege beim Weltschachverband Fide. Deshalb war es natürlich eine gute Idee, dass deren Verantwortliche 2022 zum “Jahr der Frau im Schach” erklärten. “Wir wollen, dass unsere Schachfrauen sichtbar sind, dass sie sich befähigt fühlen, zu inspirieren und inspiriert zu werden”, hieß es in der Fide-Mitteilung. Doch während die Preisgelder bei Turnieren für Weltklasse-Spieler gerade in die hunderttausende Euro schießen, ziehen die ersten Damen finanziell eine eher bittere Zwischenbilanz. Überleben mit Schach können sie nur als Autorin, Trainerin oder Streamerin. Mit Spielen allein bleibt die Küche kalt. Keti Tsatsalashvili (30, Foto via twitch.tv) aus Georgien, frühere Jugendweltmeisterin und heutige Frauen-Großmeisterin, twitterte: “Habe gerade eine schwierige Zeit, ein Schachturnier zu finden. Bei den meisten Open gibt es für die beste Frau lediglich 100 bis 250 Euro. Das deckt kaum die Reisekosten.” WIM Jesse February (24) antwortete: “Das erinnert mich an die diesjährige Südafrika-Meisterschaft. Der erste Preis in der Frauen-Sektion war 190 Dollar. Davon hätte ich Anreise und Unterkunft selbst zahlen sollen.” February ersparte sich das, blieb lieber in ihrer Wahlheimat New York. Dort lebt auch Judit Polgar (45), die als spielstärkste Frau der Schachgeschichte gilt. Sie schaffte es bisher als einzige Dame in die Top Ten der Weltrangliste, verdient Geld aber hauptsächlich mit ihrer Schachschule. Keti Tsatsalashvili hingegen war mangels Spiel-Angeboten nur im Rahmenprogramm beim WM-Kandidatenturnier in Madrid zu sehen. Sie kommentierte Züge für die Online-Schachplattform chess.com. Anschließend reiste sie für sechs Wochen von ihrem Wohnort in Polen in ihre Heimat, arbeitet mit frischer Frisur aus ihrer neuen Eigentumswohnung dort als Kommentatorin und Streamerin - und unterzog sich beim Zahnarzt ihres Vertrauens einer Zahn-OP.

Samstag, 18. Juni 2022

Caruana ist Favorit bei den Buchmachern

Die Schachwelt schaut im Moment gebannt nach Madrid. Dort läuft das Kandidatenturnier, dessen Sieger Magnus Carlsen (31) den WM-Titel streitig machen darf. Acht Spieler sind beim dreiwöchigen Highlight-Event im Rennen. Gewinnen kann natürlich jeder von ihnen, aber für die Buchmacher gibt es einen deutlichen Favoriten. Für sie ist Fabiano Caruana (29) nach dem Start-Sieg gegen Schach-Streamer Hikaru Nakamura (34, beide USA) erste Wahl. Sollte er Carlsens Herausforderer werden, wird eine Quote von 22,50 für 10 ausgezahlt. Vor der ersten Runde waren es noch 30 für 10. Etwas besser sieht es aus für die Fans von Jan Nepomnjaschtschti (31, "Nepo", Russland). 35 für 10 lautet seine aktuelle Quote. In der ersten Partei schlug "Nepo" mit Schwarz spektakulär den Chinesen Liren Ding (29), dessen Quote danach von 30 auf 70 für 10 abschmierte. Auch für den Iraner und Wahl-Franzozen Alireza Firouzja, der während des Turniers seinen 19. Geburtstag feiert, gibt's mehr Geld. Für ihn steht die Quote jetzt bei 70 statt 40 für 10. Größter Außenseiter ist weiterhin Teimour Radjabov (35, Aserbaidschan) mit der Quote 410 für 10. Weltmeister Carlsen wird das alles weit weg im Internet verfolgen. Ob er seine Krone überhaupt verteidigen wird, ist fraglich. Nach der Titelverteidigung 2021 in Dubai hatte er angekündigt, dass er nur gegen einen Gegner der “jüngeren Generation” antreten wolle. Für ein weiteres Match gegen Fabiano Caruana oder Jan Nepomnjaschtschti, die er beide in WM-Matches geschlagen hatte, fehlt dem Schach-Genie offenbar die Motivation. In Frage kämen aus dem Feld in Madrid also nur noch Richard Rapport (26, Ungarn), Jan-Krzysztof Duda (24, Polen) und möglicherweise Hikaru Nakamura. Wegen dessen Bekanntheitsgrad durchs Internet dürfte ein Match gegen ihn für Carlsen finanziell attraktiver sein, als gegen andere Gegner. Nakamura beschäftigt übrigens während des Turniers ein eigenes Team, das u.a. seine Kanal bei twitch.tv betreut. GM Irina Krush (38), WIM Fiona Steil-Antoni (33) und GM Benjamin Bok (27) kommentieren die Züge aus Madrid live. Zudem gibt es bei "GMHikaru" eine große Spendenaktion für Kinder. Wohin die Reise zur nächsten WM führt, steht noch nicht fest. Stattfinden soll sie im Frühjahr 2023.

Mittwoch, 25. Mai 2022

Schönheit klaut Hingucker-Gemälde

Manchmal sind es kuriose Geschichten, die Polizeireporter bei ihrer Arbeit begegnen. Diese hier stammt aus Bielefeld und ist geprägt von zwei echten Hinguckern. Der erste ist das oben zu sehende Phantombild der Polizei. Es zeigt eine junge Frau, die nicht nur attraktiv aussieht, sondern auch eine Kunstdiebin ist. Am 27. April standen die Verantwortlichen im Huelsmann-Museum unter Schock. Die Frau hatte offenbar ein Gemälde aus dem Rahmen geschnitten, sich mit dem Bild aus dem Staub gemacht.
Zweiter Hingucker ist das von der Schönheit geklaute Gemälde. Bei dem (Öl auf Holz, entstanden um 1561) handelt es sich um das Werk "Portrait einer jungen Frau" des niederländischen Malers Pieter Aertsen. Es hat die Maße 35,8 cm x 46,7 cm und gilt als hochwertig. Vergleichbare Bilder des Malers werden bei Auktionen ab 100000 Euro angeboten.
Inzwischen hat die Polizei Fotos von der Täterin aus den Überwachungskameras veröffentlicht. Bei der Behörde heißt es: "Zeugen beschreiben die Frau als 22 bis 28 Jahre alt, 160 bis 165 cm groß, schlank und mit einem europäischen Erscheinungsbild. Sie hat dunkle offene Haare, die über die Schulterlänge hinausgehen. Zudem war sie geschminkt und hatte ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild.Sie sprach fließend hochdeutsch und lispelte. Zur Tatzeit trug sie eine rote Lederjacke, eine sehr weite schwarze Hose (eventuell Culotte-Hose) und Plateauschuhe." Offen ist bisher, wie sie das Gemälde aus dem Museum schmuggelte. Eine Polizei-Sprecherin: "Ob sie es unter einer Mappe oder in einer großen Handtasche getragen hat, ist noch nicht ganz klar und Gegenstand der Ermittlungen. Sicher ist, dass sie es irgendwie bei sich trug und nicht auf anderem Weg aus dem Museum geschafft hat." Auch bei ihrem Alter rätseln die Beamten noch: "Sie könnte ihr tatsächliches Alter durch den Einsatz von Schminke optisch gesenkt haben." Sicher scheint hingegen, dass die Täterin eine Perücke trug. Hinweise an die Polizei unter Telefon: 0521/545-0.

Freitag, 20. Mai 2022

Vishy Anand in Warschau kaum zu stoppen

Auf twitch-tv kommen die Chess.com-Kommentatoren WGM Keti TsaTsalashvili und IM Robert Pruess (Sceenshot) ins Staunen über Ex-Schachweltmeister Vishy Anand und dessen aktueller Spielstärke. Anand spielt gerade mit bei den Superbet Rapids in Polen, ist mit seinen 52 Jahren der älteste der zehn Teilnehmer. Bei den Elo-Zahlen war der Inder kein Favorit, lag mit 2751 auf Platz fünf der Startrangliste. In der Tabelle sieht's ganz anders aus. Anand wächst über sich hinaus, ist kaum zu stoppen! Nach der sechsten Runde liegt der Inder mit elf von 12 möglichen Punkten allein in Führung. Anand schlug zuächst die Großmeister Radoslaw Wojtaszek (Polen), Wesley So (USA), Anton Korobov und Andrei Shevshenko (beide Ukraine), bevor er auf den Armenier Lewon Aronian traf. Der ist für seine hervorragende Eröffungsvorbereitung bekannt, plant seine Partien häufig bis ins Endspiel. Gegen Anand klappte das nicht. Der Screenshot zeigt die Stellung vorm 20. Zug Anands, der mit den schwarzen Steinen spielt. Weiß steht völlig pleite, hatte im 16. Zug einen Bock geschossen. Anand spielt hier einfach nach 20. Kg2 (Doppelschach) Sxe5 und behält nach 21.Lxg6 hxg6 22. Dxd6 zwei Bauern mehr. Aronjan gab im 25. Zug auf. Anschließend remisierte Vishy noch gegen GM Jan-Krzysztof Duda (Polen). Morgen ab 14 Uhr stehen die letzten drei Runden des "Rapid" an. Gespielt wird mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten plus 30 Sekunden pro gemachten Zug. Sonntag beginnt das Blitzen (5+2). Wer eine Partie gewinnt, erhält zwei Punkte. Bei Remis gibt's für die Spieler jeweils einen. Der Sieger aus beiden Turnieren erhält 40 000 Dollar. Insgesamt werden 175000 Dollar ausgeschüttet. Bei Chess.com wird Schach live und hochmodern übertragen. Hier zum Beispiel sitzen die Spieler in Warschau. Keti kommentiert aus Kattowitz (Polen). Robert aus San Francisco (USA).

Donnerstag, 12. Mai 2022

Auch Schach-Genies verlieren den Überblick

In Bukarest findet gerade das "Superbet Chess Classic" statt, an den Start gingen zehn Spieler, fast alle gehören zur Weltspitze. Doch auch Schach-Genies dieser Güte verlieren manchmal den Überblick. Bei der heutigen siebten Runde patzte etwa Supergroßmeister Robert Rapport (aus Ungarn, Fünfter der Weltrangliste) mit Weiß gegen den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave (15. der Rangliste). In ausgeglichener Stellung spielte Rapport im 28. Zug Sd5. Diese Stellung entstand.
Rapports Turm auf e5 hängt. Sollte er geschlagen werden, hatte der Ungar die Variante 29. Sxe7 Txe7 30. Rd8+ im Sinn. Er dachte offenbar, das sei matt, hatte aber den Läufer auf a5 vergessen, der den Turm auf d8 schlagen würde. Nach 28 ... Sxe5 gab Rapport auf. Nur wenige Minuten später ereignete sich in der Partie des Ruusen Ian Nepomniachtchi (Spitzname "Nepo", Sechster der Rangliste) gegen den Aserbaidschaner Shakhriyar Mamedyarov (Siebster) dies:
Hier übersah Nepo den Gewinnzug 26. Df2. Es droht 27. Tf8+ Kh7 28. Sf6+ Kg7 29. Se8+ Kh7 30. Sxd6. Auf 26 ... Sd7 folgt 27. Txc5 Dxc5 28. Df7 und der Verlust des Spingers ist nicht mehr zu verhindern, weil matt droht auf g7. IM David Pruess kommentierte auf der Online-Schach-Plattform chess.com: "Unter Zeitdruck können selbst Topleute nicht alle Züge kalkulieren. Sie berechnen viel mehr und schneller als normale Schachspieler. Aber auch ihnen unterlaufen Fehler." Nepo spielte statt 26. Df2 26. Tf6 und verdarb später die Stellung. Im 56. Zug strich er die Segel. Nach der siebten Runde führen in Bukarest Levon Aronian (9., Armeinier mit USA-Wahlheimat) und Wesley So (8., USA) mit 4,5 Punkten. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 100 000 Dollar.

Mittwoch, 4. Mai 2022

Neu auf chess.com: TheBigGreek sucht den Aufgabe-Button

Von e7 nach e8! Im nächsten Zug verwandelt sich der weiße Bauer zur Dame und der Internationale Schachmeister (IM) Georgios Souleidis (49) steht endgültig pleite (siehe Screenshot). Aufgeregt ruft Deutschlands Top-Streamer, der unter dem Namen "TheBigGreek" auftritt, ins Mikro: "Ich würde ja gern aufgeben, kann aber den Aufgabe-Button nicht finden. Keine Ahnung, wie ich das machen soll. Fuck!" Ja, "TheBigGreek" war lange nicht hier, kennt sich nicht aus. Seit 1. Mai steht Souleidis bei der Online-Schach-Plattform chess.com unter Vertrag, gibt unter dem Logo der Amis Lektionen und spielt wie sonst auch auf Lichess.org Turniere. Seine Stream-Premiere auf chess.com gibt Souleidis beim "Early-Titled-Tuesday-Blitz", das jeden Dienstag um 17 Uhr unserer Zeit startet. 375 Spieler rund um den Globus gehen an den Start, darunter etliche Weltklasseleute. "TheBigGreek" ist kein Favorit und von vornherein klar, dass er nach den elf Runden, nichts von den 5000-Dollar-Preisfond abbekommen wird. 114 000 Abonennten folgen Souleidis auf YouTube und die Verantwortlichen von chess.com hoffen mit der Verpflichtung, möglichst viele von ihnen auf ihre Seite zu locken. Für Souleidis verläuft das Turnier "ganz okay". Drei Minuten Bedenkzeit plus zwei Sekunden pro Zug - viel ist das nicht. "TheBigGreek" sagt: "Eine Partie, die ich hätte gewinnen müssen, ging verloren. Bei einer anderen stand ich auf Verlust, habe sie aber noch gewonnen." Sechs Punkte aus elf Partien stehen am Ende auf seinem Konto - 93. Platz. Souleidis gefällt's: "Das Layout in blau ist toll, das Turnier attraktiv. Hier bin ich ab jetzt Dienstags öfter dabei." Großmeister (GM) Dmitri Andreikin aus Russland, der nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine in Mazedonien lebt, siegt beim "Early-Titled-Tuesday-Blitz" mit 9,5 Punkten vor dem punktgleichen GM Hikaru Nakamura (USA). Dritter wird GM Shamsiddin Voklidov aus Usbekisten mit 9 Punkten. Bester Deutscher wird GM Alexander Donchenko als Neunter mit 8,5 Punkten.

Montag, 2. Mai 2022

Chess24 stellt deutschen Dienst ein

Besucher von chess24.com wunderten sich, warum die Seiten der Online-Schach-Plattform (Screenshot) nicht mehr auf deutsch aktualisiert werden, es keine aktuellen Folgen der Streaming-Formate "Geschwätzblitz" "Lubbes Lehrstunde" oder "Bauernfrühstück" gibt. Bei denen spielte u.a. WGM Josefine Heinemann gegen Kundschaft und das Ehepaar Melanie (WGM) und Niklas Lubbe (IM) gab Schach-Lektionen. Nach und nach sickerte vergangenen Monat durch: Es ist alles aus! "Seit Ende März ist der deutsche Dienst bei chess24 eingestellt. Es fehlen die finanziellen Mittel", kommentierte Star-Moderator GM Jan Gustafsson die aktuelle Lage. "Mehr Informationen habe ich im Moment nicht. Die Schachwelt lebt in verrückten Zeiten", fügte er hinzu. Gustafsson hatte chess24.com 2014 mitbegründet, verkaufte das Portal fünf Jahre später an die "Play Magnus"-Gruppe. Hinter der steckt Weltmeister Magnus Carlsen (aus Norwegen). Ende 2020 beschäftigte die "chess24 Gmbh" mit Sitz in Hamburg laut eigener Bilanz im Bundesanzeiger 12 Mitarbeiter, machte einen Jahresüberschuss von gut 18 600 Euro. Dass viel mehr Geld im durch die Pandemie boomenden Online-Schach im Spiel sein kann, zeigt der Preisfond beim von Carlsens Leuten organisierten “Norway Chess” (ab 31. Mai). Bei dem geht es für zehn Spieler um knapp 250 000 Euro. Der Sieger erhält 70 000 Euro. Mitte Juni beginnt dann das WM-Kandidatenturnier in Madrid, bei dem 500 000 Euro ausgeschüttet werden. Marktführer Chess.com (aus den USA) tritt dort als Sponsor auf, ist natürlich wie chess.24.com aus auf Profite. Beide Internetseiten finanzieren sich mit Werbung und durch Mitgliedschaft, bieten auch zahlreiche Gratis-Angebote. Spielen ist kostenlos. Zuschauen bei Weltklasse-Turnieren ebenso. Die werden inzwischen in TV-Qualität übertragen, bei Chess.com teilweise kommentiert wie Football-Matches. Rüde hingegen geht es hinter den Kulissen zu. Konkurrent “ChessBomb.com” aus Bulgarien wurde von den Amerikanern aufgekauft und kurzerhand als Plattform aus dem Internet gelöscht. Beliebte deutsche Streamer wie "Kugelbuch" oder Georgios Souleidis ("TheBigGreek") nahm Chess.com unter Vertag, damit sie auf ihrer Plattform spielen. Satte eine Million Dollar Preisgeld haut Chess.com in diesem Jahr für ihre "Global Chess Championchip" raus, an der jeder gegen eine Verifizierungsgebühr von zehn Dollar teilnehmen kann. Wer im Duell dennoch an Carlsen glaubt, für den lohnt sich ein Blick auf die Börse. Die “Play Magnus”-Aktie verlor in den vergangenen zwölf Monaten jedoch reichlich an Wert. Fiel von 2,49 Euro pro Stück auf glatte 1 Euro (Stand heute). Wer Schach und Geld im Internet nicht in Verbindung bringen will, für den gibt es übrigens eine komplett kostenfreie Alternative mit Lichess.org. Diese Plattform finanziert sich durch Spenden. Auf die Kommentierungen von Jan Gustafsson wird ebenfalls niemand verzichten müssen. Bei chess24.com ist er weiter in Englisch tätig. Deutsch spricht er auf seinem eigenen Twitch-Kanal "JanistanTV", wo er um Euros für die "Staatskasse" bittet.

Dienstag, 19. April 2022

Schachweltmeister Magnus Carlsen amtsmüde: Bin fertig

Schachweltmeister Magnus Carlsen (31) sitzt mit verschränkten Armen am Brett, das Foto gemacht von Frans Peeters (via flickr.com) hat eine gewisse Symbolik. Das Genie aus Norwegen verspürt nach dem Sieg gegen Jan Nepomnjaschtschi (31, Spitzname "Nepo") offenbar weiterhin wenig Motivation, seinen WM-Titel nochmals zu verteidigen. Kurz nach dem Triumph von Dubai (im Dezember 2021) hatte er bereits angekündigt, dass es wohl sein letztes WM-Match gewesen sei. Im Interview mit der norwegischen Zeitung "VG" machte Carlsen jetzt deutlich, dass er der WM-Titelverteidigung keinen Schritt näher gekommen ist. Dort sagt Carlsen: "Ich muss zugeben, dass es nach der WM Zeiten gegeben hat, in denen ich ein bisschen bereut habe, was ich nach der WM gesagt habe; warum hätte ich es mir nicht einfach machen können und gesagt, ich bin fertig." Ganz auschließen wollte er eine erneute Titelverteidigung allerdings nicht: "Es gibt auch Zeiten, in denen ich mir nicht 100-prozentig sicher bin. Diese Entscheidung werde ich später treffen. Aber wenn es einige gibt, die erwarten und hoffen, dass ich Ja zum Spielen sage, dann muss ich sie auf eine Enttäuschung vorbereiten." Sein Trainer Peter Heine Nielsen schreibt im dänischen Skakbladet , dass es eine "Logik" gebe, dass Carlsen nach fünf gewonnenen WM-Spielen in Folge aufgegeben habe: "Wenn Carlsens Weltcup-Karriere hier endet, passiert es wirklich an der Spitze. Wenn man Carlsen trainiert, ist es unvermeidlich, dass man viel gewinnt, aber ich glaube, in Dubai durfte er zum ersten Mal zeigen, wie gut er eigentlich ist." Carlsen selbst denkt im Interview zwölf Jahre zurück: "Wir müssen in die Zeit zurückgehen, bevor ich die Weltmeisterschaft gespielt habe, als es in vielerlei Hinsicht einfacher und besser war. Vor dem WM-Spiel 2013 – sagen wir zwischen 2010 und 2013 – war ich in vielerlei Hinsicht davon überzeugt, der Beste zu sein, und habe dieses Leben genossen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich motiviert war, den WM-Titel zu holen, und es hat funktioniert, aber ich hatte in vielerlei Hinsicht das Gefühl, dass ein bisschen zu viel meiner Identität mit dem WM-Titel verbunden war, ich mochte es nie." Peter Heine Nielsen schreibt, dass Magnus Carlsen jedem im WM-Team gesagt habe, dass es wahrscheinlich das Ende der WM sei: "Wir haben intern im Team gespürt, dass dies das letzte Mal war, woraufhin es sowohl darum ging, es gut zu machen, als auch es in vollen Zügen zu genießen." Das nächste WM-Match findet voraussichtlich im Frühjahr 2023 statt. Jetzt im Juni wird in Madrid das Kandidatenturnier gespielt, dessen Sieger Herausforderer von Carlsen wird. Ursprünglich hatte der Champ angekündigt wieder anzutreten, wenn sein WM-Gegner aus der "jüngeren Generation" komme. An ein WM-Match gegen die Kandidaten "Nepo" oder Fabiano Caruana (30),die Carlsen um den Titel bereits besiegte, zeigt der Weltmeister überhaupt kein Interesse. Zuletzt reagierte die Schachwelt mit Verwunderung auf ein Video, das Carlsen singend und betrunken beim Online-Schach zeigt. Hier ist der Link: https://www.youtube.com/watch?v=K-Kz7bo5tKE

Samstag, 9. April 2022

Reste-Spaghetti a la Casa

Hatte heute Bock auf Spaghetti und echt Hunger. Im Radio lief Fußball-Bundesliga, da habe ich - statt in den maskenbefreiten Supermarkt zu laufen - schnell mal meine Küche nach Resten durchforstet. Raus kam meine neue Pasta a la Casa, Nudeln mit einfacher Tomatensauce. Die Spaghetti verwöhnte ich in einem sprudelnden Topf (viel Wasser!) mit reichlich Salz.Darin fühlen sich die "Combino" aus dem Feinkosthaus Lidl besonders wohl. Perfekt al dente sind sie nach acht bis neun Minuten. In der Zwischenzeit schwitzte ich Rama mit Butter im zweiten Topf an, gab Tomatenmark mehrere Esslöffel kochendes Nudelwasser und etwas Gemüsebrühe hinzu. Mit Pfeffer abschmecken - fertig. Jetzt mussten nur noch die Nudeln ins Sieb und schließlich zurück auf den Herd in die Sauce und auf den Teller. Geriebenen Parmesan drüber rundete den Leckerschmatz ab. Als Getränk machte ich mir eine selbst gefertigte Limonade aus frischem Zitronensaft, naturtrüben Apfelsaft und Leitungswasser. Wer's nachkochen will, buon appetito!
Foto: H.Schacht mit Blackberry-Android.

Freitag, 1. April 2022

GM-Kollege bewundernd: "Alles was Hikaru macht, funktioniert."

Das war clever kalkuliert und Hikaru Nakamuras Plan ist aufgegangen. Der Schachgroßmeister steht im Finale des Grand-Prix-Turniers in Berlin. Am Wochenende trifft er auf Wesley So, seinem Landsmann aus den USA. Ab Mittwoch hatte es Nakamura mit Shakhriyar Mamedyarov aus Aserbaidschan zu tun. WGM Keti Tsatsalashvili und GM Daniel Naroditsky trauten ihren Augen kaum, als sie die ersten Züge des Duells im klsassischen Schach auf der Online-Plattform chess.com kommentieren sollten. Nakamura hatte die weißen Steine, schien daraus aber keinen Vorteil erzielen zu wollen. Auf dem Brett stand eine symetrische Position im "Russen" (1.e4 e5 2. Sf3 Sf6), in der bereits im siebten Zug die Damen getauscht worden waren. Naroditsky unterbrach die Übertragung für mehrere Minuten, sagte: "Wir müssen jetzt erstmal prüfen, ob das die richtige Stellung ist." War sie! Schon am Vortag hatte Nakamura für Verwunderung gesorgt. Statt sich vorzubereiten oder einen Bummel durch Berlin zu machen, kommentierte er lieber auf seinem Kanal bei twitch.tv Partien, spielte abends sogar noch ein Blitzturnier. Naroditzky schüttelte den Kopf: "Während eines Turniers habe ich noch nie geblitzt und das hier ist der Grand Prix ..." Co-Kommentatorin Tsatsalashvili lieferte schließlich die Erklärung für Nakamuras Eröffungswahl und dessen listige Taktik: "Im klassischen Schach mit langer Bedenkzeit ist die Bilanz zwischen beiden Spielern etwa ausgeglichen." Im Schnell-Schach, aber vor allem beim Blitzen agieren Nakamura und Mamedyarov nicht auf Augenhöhe. Dort wird der US-Boy zum Riesen, schlug den Aseri in 20 Partien bei nur vier Niederlagen. So endeten die beiden klassischen Partien remis. Nakamura war kein Risiko gegangen. Danach ahnte Mamedyarov bereits: "In Rapid or Blitz Hikaru will crush me." So kam es. In der ersten Schnellpartie stand Mamedyarov besser, verlor jedoch in Zeitnot völlig die Kontrolle. In der zweiten Partie opferte er und unterlag, weil er auf Dauer keine nachhaltige Kompensation für das reigebutterte Material nachweisen konnte. Naroditzky bewundernd: "Alles was Hikaru macht, funktioniert." Fürs Kandidatenturnier (im Juni in Madrid), bei dem der Herausforderer von Magnus Carlsen um den WM-Titel ermittelt wird, ist Nakamura durch den Erfolg in Berlin qualifiziert. Ob er nach Spanien reist, ist noch offen. Nakamuras Haupteinnahmequelle ist das Streamen. Damit das reibungslos klappt, beschäftigt er zehn Mitarbeiter. Sollte er auch Wesley So schlagen, hätte sich der Berlin-Trip in jedem Fall gelohnt. Das Preisgeld für den ersten Platz beträgt stattliche 24 000 Euro.
Nicht viel los: Das ist die Stellung aus Nakamura gegen Mamedyarov aus der ersten Partie.

Donnerstag, 24. März 2022

Hikaru Nakamura: Schach, nackte Tatsachen und wenig Schlaf

Die Fans von Schach-Großmeister Hikaru Nakamura (34) sind seit Mittwoch beim Streaming-Dienst twitch.tv vergeblich auf der Suche nach ihrem Superstar. Der US-Boy spielt derzeit beim Grand-Prix-Turnier in Berlin. Hat noch die Chance, nächster Herausforderer von Magnus Carlsen (31) um den WM-Titel im klassischen Schach zu werden. Dienstag war Nakamuras Partie auf dessen Kanal noch live übertragen worden. WIM Fiona Steil-Antoni (33) und GM Benjamin Bok (26) kommentierten die Züge, wurden extra dafür engagiert. Doch dann schauten die Zuschauer in die Röhre. Nakamura wurde von twitch.tv für drei Tage vom Portal suspendiert, sickerte schnell via Chat und Nachrichten-Portalen durch. Hintergrund ist ein lange andauernder Rechtstreit zwischen Anwälten des Dienstes mit einem weiteren Streamer, der bereits mehrfach von twitch.tv verbannt war. Der Streamer hatte live sein nacktes Hinterteil gezeigt. Twitch.tv gehört zum Amazon-Imperium von Jeff Bezos (58). Seinen Leuten missfiel, dass Nakamura vom Nackte-Tatsachen-Streamer Online-Schach gestreamt hatte. Gespielt bei Konkurrent youtube.com, das wiederum von Google betrieben wird. Der temporäre Ausschluss ist ärgerlich für Nakamura, der mit einer Elo-Zahl von 2750 auf Platz 15 der Weltrangliste steht. Nach dem Nerflix-Kracher "Das Damengambit" und der anhaltenden Pandemie bommt das Online-Schach. Längst haben sich dort Spieler neben ihren Schachprofi-Karrieren ein zweites - sehr viel lukratives - Standbein aufgebaut. Nakmura (fünfacher US-Champion) ist aktuell der erfolgreichste Schach-Streamer der Welt, analysiert werbefinanziert Partien, gibt Tipps, zeigt Tricks oder blitzt mit zahlender Kundschaft. In den USA ist er längst so bekannt wie Popstars. 1,5 Millionen Fans folgen ihm auf twitch.tv. Youtobe.com zählt 1,24 Millionen Abonennten. Bisher lag Nakamura im WM-Zyklus gut im Rennen. Das erste der drei Grand-Prix-Turniere hatte er gewinnen können. Nach der twitch.tv-Suspendierung verlor Nakamura gegen den Armenier Levon Aronian (39), der ebenfalls unter US-Flagge spielt. Danach gab's mit den weißen Steinen ein mühsam erkämpftes Remis gegen den Russen Andrei Esipenko (20). In der dritten Partie stand er gegen den in München geborenen Russen Grigriy Oparin (24) nach 20 Zügen völlig pleite, nutzte jedoch noch seine Schummel-Chancen. Die Partie endete im 33. Zug remis. "Ich habe nur zwei Stunden geschlafen", meldete sich Nakamura zwischenzeitlich aus seinem Hotel-Zimmer. Inzwischen läuft es beeser. Freitag schlug Nakamura Aronian und ist bei twitch.tv wieder online. File:Hikaru Nakamura (2016) crop.jpg Nachdenklicher Hikaru Nakamura am Schachbrett. Foto via Google: Andreas Kontokanis (Piräus, Griechenland).