Freitag, 8. Juli 2022

Wenig Geld für gute Schachfrauen

Beim Schach sind Damen wichtig. Das wissen sie auch in der Herrenriege beim Weltschachverband Fide. Deshalb war es natürlich eine gute Idee, dass deren Verantwortliche 2022 zum “Jahr der Frau im Schach” erklärten. “Wir wollen, dass unsere Schachfrauen sichtbar sind, dass sie sich befähigt fühlen, zu inspirieren und inspiriert zu werden”, hieß es in der Fide-Mitteilung. Doch während die Preisgelder bei Turnieren für Weltklasse-Spieler gerade in die hunderttausende Euro schießen, ziehen die ersten Damen finanziell eine eher bittere Zwischenbilanz. Überleben mit Schach können sie nur als Autorin, Trainerin oder Streamerin. Mit Spielen allein bleibt die Küche kalt. Keti Tsatsalashvili (30, Foto via twitch.tv) aus Georgien, frühere Jugendweltmeisterin und heutige Frauen-Großmeisterin, twitterte: “Habe gerade eine schwierige Zeit, ein Schachturnier zu finden. Bei den meisten Open gibt es für die beste Frau lediglich 100 bis 250 Euro. Das deckt kaum die Reisekosten.” WIM Jesse February (24) antwortete: “Das erinnert mich an die diesjährige Südafrika-Meisterschaft. Der erste Preis in der Frauen-Sektion war 190 Dollar. Davon hätte ich Anreise und Unterkunft selbst zahlen sollen.” February ersparte sich das, blieb lieber in ihrer Wahlheimat New York. Dort lebt auch Judit Polgar (45), die als spielstärkste Frau der Schachgeschichte gilt. Sie schaffte es bisher als einzige Dame in die Top Ten der Weltrangliste, verdient Geld aber hauptsächlich mit ihrer Schachschule. Keti Tsatsalashvili hingegen war mangels Spiel-Angeboten nur im Rahmenprogramm beim WM-Kandidatenturnier in Madrid zu sehen. Sie kommentierte Züge für die Online-Schachplattform chess.com. Anschließend reiste sie für sechs Wochen von ihrem Wohnort in Polen in ihre Heimat, arbeitet mit frischer Frisur aus ihrer neuen Eigentumswohnung dort als Kommentatorin und Streamerin - und unterzog sich beim Zahnarzt ihres Vertrauens einer Zahn-OP.