Dienstag, 19. April 2022

Schachweltmeister Magnus Carlsen amtsmüde: Bin fertig

Schachweltmeister Magnus Carlsen (31) sitzt mit verschränkten Armen am Brett, das Foto gemacht von Frans Peeters (via flickr.com) hat eine gewisse Symbolik. Das Genie aus Norwegen verspürt nach dem Sieg gegen Jan Nepomnjaschtschi (31, Spitzname "Nepo") offenbar weiterhin wenig Motivation, seinen WM-Titel nochmals zu verteidigen. Kurz nach dem Triumph von Dubai (im Dezember 2021) hatte er bereits angekündigt, dass es wohl sein letztes WM-Match gewesen sei. Im Interview mit der norwegischen Zeitung "VG" machte Carlsen jetzt deutlich, dass er der WM-Titelverteidigung keinen Schritt näher gekommen ist. Dort sagt Carlsen: "Ich muss zugeben, dass es nach der WM Zeiten gegeben hat, in denen ich ein bisschen bereut habe, was ich nach der WM gesagt habe; warum hätte ich es mir nicht einfach machen können und gesagt, ich bin fertig." Ganz auschließen wollte er eine erneute Titelverteidigung allerdings nicht: "Es gibt auch Zeiten, in denen ich mir nicht 100-prozentig sicher bin. Diese Entscheidung werde ich später treffen. Aber wenn es einige gibt, die erwarten und hoffen, dass ich Ja zum Spielen sage, dann muss ich sie auf eine Enttäuschung vorbereiten." Sein Trainer Peter Heine Nielsen schreibt im dänischen Skakbladet , dass es eine "Logik" gebe, dass Carlsen nach fünf gewonnenen WM-Spielen in Folge aufgegeben habe: "Wenn Carlsens Weltcup-Karriere hier endet, passiert es wirklich an der Spitze. Wenn man Carlsen trainiert, ist es unvermeidlich, dass man viel gewinnt, aber ich glaube, in Dubai durfte er zum ersten Mal zeigen, wie gut er eigentlich ist." Carlsen selbst denkt im Interview zwölf Jahre zurück: "Wir müssen in die Zeit zurückgehen, bevor ich die Weltmeisterschaft gespielt habe, als es in vielerlei Hinsicht einfacher und besser war. Vor dem WM-Spiel 2013 – sagen wir zwischen 2010 und 2013 – war ich in vielerlei Hinsicht davon überzeugt, der Beste zu sein, und habe dieses Leben genossen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich motiviert war, den WM-Titel zu holen, und es hat funktioniert, aber ich hatte in vielerlei Hinsicht das Gefühl, dass ein bisschen zu viel meiner Identität mit dem WM-Titel verbunden war, ich mochte es nie." Peter Heine Nielsen schreibt, dass Magnus Carlsen jedem im WM-Team gesagt habe, dass es wahrscheinlich das Ende der WM sei: "Wir haben intern im Team gespürt, dass dies das letzte Mal war, woraufhin es sowohl darum ging, es gut zu machen, als auch es in vollen Zügen zu genießen." Das nächste WM-Match findet voraussichtlich im Frühjahr 2023 statt. Jetzt im Juni wird in Madrid das Kandidatenturnier gespielt, dessen Sieger Herausforderer von Carlsen wird. Ursprünglich hatte der Champ angekündigt wieder anzutreten, wenn sein WM-Gegner aus der "jüngeren Generation" komme. An ein WM-Match gegen die Kandidaten "Nepo" oder Fabiano Caruana (30),die Carlsen um den Titel bereits besiegte, zeigt der Weltmeister überhaupt kein Interesse. Zuletzt reagierte die Schachwelt mit Verwunderung auf ein Video, das Carlsen singend und betrunken beim Online-Schach zeigt. Hier ist der Link: https://www.youtube.com/watch?v=K-Kz7bo5tKE