Montag, 20. November 2017

Geklaute Lennon-Tagebücher: Hehler geschnappt

Wie sehr sich die Verbreitung von News durchs Internet verändert hat, zeigt diese Polizei-Meldung. Es ist die Berliner Krimi-Geschichte des Tages. Beamte des Landeskriminalamtes schnappten einen mutmaßlichen Hehler, der unter anderem Tagebücher aus dem Nachlass von Ex-Beatle John Lennon in seinem Besitz hielt. Festnahme! Blitz-Recherche ergab, dass zumindest nicht öffentlich nach gestohlenem Lennon-Erbe gefahndet wurde. Die Polizei verbreitete die Nachricht zunächst auf Twitter, übersetzte sie sogar ins Englische. Wer, wo, wann - das alles blieb zunächst unklar. Auch eine Stunde nach der Erstmeldung findet sich nichts in den Pressemitteilungen.

Stattdessen meldet sich Staatsanwalt Michael Steltner zu Wort. Ebenfalls bei Twitter. Via Video. Steltner teilt mit, beim Beschuldigten handele es sich um einen 58 Jahre alten Mann. Ein zweiter Beschuldigter lebe in der Türkei und sei damit, so Steltner, "für uns nicht greifbar". Steltner weiter: Lennon-Witwe Yoko Ono seien die Gegenstände im Jahr 2006 in New York gestohlen worden, 2014 seien sie in Berlin wieder aufgetaucht. Steltner liefert zwei Video-Versionen. Eine in Deutsch. Eine in Englisch.

Vielleicht waren es erste Journalisten-Beschwerden über die dünne Fakten-Lage (ebenfalls bei Twitter), die im Laufe des Tages mehr Details durchsickern ließen. Teile des Diebesgutes, so die Staatsanwaltschaft, fanden die Beamten im Kofferraum eines Autos. Gegen 15 Uhr kommt Spiegel Online mit mehr Hintergründen. Neben den Tagebüchern stellten die Ermittler auch Brille, Briefe, Postkarten, Fotos und ein Zigarettenetui Lennons sicher. Der Schatz war dem Online-Auktionshaus Auctionata angeboten worden, das vorab eine hohe Versteigerungsprovision an den Anbieter zahlen wollte, inzwischen aber insolvent ist. Offenbar war dem Aukitonator die bei ihm eingelagerte Ware zu heiß, weil über die Besitzverhältnisse keine Unterlagen vorlagen. Zur Versteigerung kam es nicht mehr. Yoko Ono hatte die Gegenstände einst als "heilig" bezeichnet. Ihr Wert dürfte bei mehreren Millionen Euro liegen.

Heute ist Montag. Erst Dienstag gibt die Staatsanwaltschaft eine Pressekonferenz. Unglaublich.

Nachtrag: Hier der Link zum BZ-Bericht von der Pressekonferenz.

https://www.bz-berlin.de/berlin/polizei-praesentiert-gegenstaende-aus-dem-nachlass-von-john-lennon