Freitag, 6. Oktober 2023

Wo ein Pferd gar nichts wert ist

Es waren die ersten Tipps meines Schulschach-Trainers, daran erinnere ich mich genau. Schon damals sagte der Coach: “Springer am Rand - bringt Kummer und Schand. Stelle deine Figuren auf Felder, die das Zentrum beherrschen!” Königsbauer zwei Schritte vor 1.e4) oder ebenso Damenbauer vor (1.d4) sind bis heute die gängigen Eröffnungszüge. Bei der “Speed Chess Championship” (150000 Dollar Preisfond) auf der Online-Plattform “chess.com” schlug Schach-Streamer und Weltklasse-Großmeister Hikaru Nakamura (USA, Dritter der Weltrangliste) mehrfach all diese Regeln in den Wind. Gegen Fabiano Caruana (USA, Weltranglisten-Zweiter) landeten zum Beispiel 1.a3, 1.h3 und 1.Sh3 auf dem Brett. Nakamura umging damit die Varianten seines Gegners. Caruana gilt als der am besten vorbereitete Spieler der Welt. Nakamura triumphierte im Match am Ende mit 18,5 zu 8,5 Punkten.Er riskierte schlechtere Stellungen, verteidigte die mit blitzschnellen Zügen, lud somit zu Fehlern ein. Den Vorwurf der Arroganz gegenüber seinem Gegner wollte Nakamura auf X (ehemals Twitter) nicht gelten lassen. Er schrieb: “Ich mache nur das, was der Ex-Weltmeister auch macht." Gemeint ist Magnus Carlsen (Norwegen) Der schockte schon mit 1.g4. Früherer Carlsen-Sekundant und heutige Bundestrainer, Jan Gustafsson, kommentierte trocken: “Hoffentlich musste der Quatsch nicht von Carlsens Trainer-Team ausanalysiert werden…” Hobbyspieler sollten übrigens nicht mit solchen Zügen experimentieren. Für sie gilt weiter: Am Rand steht ein Pferd, das ist gar nichts wert.